Emotionaler Missbrauch. Es klingt schon ziemlich hart, wenn man den Begriff so liest. Umso schlimmer, wenn man sich dann erst einmal auf der Zunge zergehen lässt, dass genau genommen jede zweite Beziehung zum Opfer davon wird.
Oft ist das aber völlig unbeabsichtigt. In anderen Fällen wiederum passiert das von einer Seite her ganz bewusst, während der anderen gar nicht bewusst ist, welch schwerwiegender Eingriff in den eigenen persönlichen Freiraum damit begangen wird.
Um ein für alle Mal mit Unklarheiten darüber aufzuräumen, was nun emotionaler Missbrauch sein könnte und was nicht – und vor allem, damit du dich selbst daran hindern kannst, so etwas unbeabsichtigt zu tun, folgt nun eine Liste mit 33 eindeutigen Anzeichen dafür. In einer Beziehung haben schließlich beide Partner Respekt und gegenseitige Anerkennung verdient.
1. Kritik wird nicht konstruktiv geäußert
„Ich frage gar nicht erst, denn das kannst du sowieso nicht.“, ist abwertend und unterstellt dem Partner, dass er zu etwas nicht in der Lage ist. So etwas zerstört das Selbstbewusstsein! Kritik muss konstruktiv sein.
2. Witze gehen auf das Konto einer Seite
Es ist nur dann Humor, wenn beide Parteien lachen. Ist der Partner aufgrund fehlendem Verständnis über das Gesagte nicht dazu in der Lage, den Witz lustig zu finden, ist es Häme! Sprecht immer offen darüber, wenn ihr euch von Worten verletzt fühlt.
3. Krankhafte oder übertriebene Eifersucht
Eine Eigenschaft, die in jeder Beziehung vorkommen kann. Ob dazu Grund besteht, ist wohl einer Diskussion würdig. Worum es mir geht: Den Partner gezielt eifersüchtig zu machen, nur um ein Druckmittel in der Hand zu haben, ist emotionaler Missbrauch.
4. Man nimmt sich keine Zeit
„Ich hab jetzt keine Zeit für deine Wehwehchen!“, ist emotionaler Missbrauch. Wie oft fällt in einer Partnerschaft der Satz: „Du kannst mit mir über alles reden.“ Nur, um dann im Fall der Fälle das genaue Gegenteil zu spüren zu bekommen. Nehmt euch die Zeit dazu, über Probleme zu sprechen. So etwas ist Balsam für die Seele und wichtig!
Natürlich kann es immer Mal dazu kommen, dass gerade keine Zeit besteht, um über ein Thema zu sprechen. Dann kommuniziert das ruhig, aber nicht abwertend, wie eingangs, sondern vielmehr wie: „Ich habe jetzt keine Zeit, tut mir leid. Wie wäre es heute Abend?“
5. Schuldzuweisungen
Direkt Mal schiefgegangene Dinge dem Partner in die Schuhe zu schieben ist emotionaler Missbrauch. Die Geschirrspülmaschine ist kaputtgegangen und der Andere hat ihn eingeräumt? Die Wahrscheinlichkeit auf einen Gerätedefekt ist 90% höher als alles andere!
6. Zuckerbrot und Peitsche
„Ich liebe dich, aber…“
Positive Worte dürfen niemals in einen negativen Aspekt gerückt werden. Streiche „aber“ aus deinem Wortschatz, wenn es zum Streitgespräch kommt. Knüpfe durch solche Sätze deine Liebe nicht ungewollt an irgendwelche Bedingungen.
7. Einschränkung sozialer Kontakte
Rufst du deinen Partner regelmäßig an, wenn er gerade mit Freunden unterwegs ist? Würdest du andauernd angerufen werden wollen, wenn du mit deinen Freunden etwas unternimmst? Nein? Dann hör auf, es zu tun. Ja? Du leidest an Kontrollzwang und brauchst Hilfe.
8. Erpressung
„Wenn du nicht den Kontakt zu allen andersgeschlechtlichen Wesen dieser Welt einstellst, mache ich Schluss mit dir!“, ist schlichtweg Erpressung.
9. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?
Du überprüfst das Handy deines Partners? Damit verletzt du Privatsphäre. Du überprüfst die Mails deines Partners? Damit verletzt du Privatsphäre. Du spionierst deinem Partner anderweitig hinterher? Damit verletzt du Privatsphäre.
10. Negative Gefühle bewusst hervorrufen
Sprichst du gezielte Worte aus, um deinen Partner zu ärgern, ihn wütend oder gar traurig zu machen, ist auch das emotionaler Missbrauch. Welchen Grund auch immer du dazu hast, es gibt eine konstruktive Alternative für so etwas: Ein sachliches Gespräch, um Dinge zu klären.
11. Übertrieben empfindlich reagieren
Hast du das Gefühl, dein Partner wägt seine Worte zunächst ab, ehe er sie dir gegenüber ausspricht? Reagierst du extrem auf seine Aussagen? Findest du in jedem Wort einen persönlichen Angriff? Wenn du eine dieser Fragen positiv beantworten kannst: Alarmstufe rot!
12. Den Partner überrumpeln
Alleine Entscheidungen zu treffen, welche eure Beziehung betreffen, hat etwas mit Dominanz zu tun. Das ist nur in Ordnung, wenn der Andere das auch so möchte! Eine solche Entscheidung kann ein Umzug sein, aber auch eine Essenseinladung, die angenommen wird.
13. Das Geld einseitig kontrollieren
Wenn nicht zuvor vereinbart wird, dass eine Partei die volle Kontrolle über das Geld hat – und das nicht wirklich für beide in Ordnung ist – handelt es sich um eine Art von emotionalem Missbrauch!
Dieses Thema geht aber noch weiter. Verbietest du deinem Partner, Dinge zu kaufen, die für ihn von Interesse sind, nur weil du sie nutzlos findest? Denk besser noch einmal darüber nach, denn er ist ein eigenständiges Individuum mit eigenen Interessen.
14. Ignoranz
Es ist emotionaler Missbrauch, wenn du ständig wissentlich ignorierst, was deiner besseren Hälfte missfällt. Das können Dinge sein, wovor dein Partner Angst hat (Spinnen, Dunkelheit, Clowns, …) oder auch zum Beispiel das sture Durchboxen eigener Interessen.
15. Nein = Ja?!
Dein Partner spricht sich deutlich gegen etwas aus, du tust es aber dennoch. Ob es nun um Sex geht, um Kitzelattacken, darum, ihm/ihr durch die Haare zu streichen; egal! Die Grenzen, was und wie viel man möchte, setzt jeder selbst. Die sind zu respektieren!
16. Respektlosigkeit
Eine Beziehung fußt auf Respekt. Mehr muss ich dazu eigentlich schon gar nicht mehr sagen.
17. Bewusstes Fehlverhalten in Streitsituationen
Streit kommt immer wieder einmal vor. Befindet ihr euch gerade in einer kritischen Situation und möchte dein Partner mit dir reden, so ignoriere ihn nicht. Kannst du gerade nicht, sag ihm das. Aber blende seine Versuche nicht aus.
Es hat übrigens vielerlei Gründe, weshalb bei einem Streit der Raum nicht verlassen werden sollte. Und wenn, dann nur gemeinsam (z.B. um gemeinsam an die frische Luft zu gehen)! Ein Gespräch nicht einseitig für beendet zu erklären, ist wohl der wichtigste.
Es wird hitzig? Nutze Streitregeln! – Keine Beleidigungen – Keine Gewalt – Keine Vorwürfe – Nur aktuelle Situation diskutieren, nicht „im Archiv wühlen“ – Respektvolle Worte wählen – versuchen, die Lautstärke zu mäßigen – ggf. Pausen einlegen
18. Das Kreieren von Teufelskreisen
Es ist emotionaler Missbrauch, wenn sich ein Partner in einer nie enden scheinenden Spirale von Verwirrung & Erniedrigung wiederfindet. Gehe daher sicher, dass du deinen Partner nicht einer solchen Situation aussetzt. Das passiert z.B. wenn du oft deine Meinung änderst.
19. Kritik und Lob ohne Maß
Komplimente sollten nicht aufhören, wenn man sich bereits in einer Beziehung mit jemandem befindet. Aber sie sollten natürlich auch ehrlich sein. Verzichte darauf, deinen Partner nur andauernd darauf hinzuweisen, was er alles falsch macht.
20. Der Partner wird zum Sklaven
„Bring mir Eistee.“
„Mach mir ein Sandwich.“
„Ich will eine Fußmassage.“
Solche Sätze sagt man vielleicht manchmal im Scherz. Trifft das auf deine Beziehung zu, meinst du das aber nicht scherzhaft, so siehst du deinen Partner eher als Bediensteten. Alarmstufe rot!
21. Der Partner soll Gedanken lesen
Hast du deinen Partner schon einmal für Dinge verantwortlich gemacht, die er nicht getan hat? Wenn du in so einem Moment nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kannst, dass er davon wusste, dass du dies von ihm erwartest, liegt der Fehler wohl gar nicht bei ihm.
Ein Beispiel: „Der Müll steht seit Tagen rum und du bringst ihn gar nicht raus!“ Oder, falls der Haushalt bei euch klar geregelt ist, eine Alternative: „Ich hatte einen harten Tag und du schaust nicht einmal einen Film mit mir!“
22. Der Partner wird unterworfen
Befindet ihr euch nicht etwa in einer BD/SM-Beziehung, bei der ihr das Dom&Sub-Prinzip bis ins letzte Stückchen Alltag auslebt, weil ihr beide solchen Spaß daran habt, läuft etwas falsch, wenn eine der beiden Parteien eurer Beziehung absolute Unterwerfung erwartet.
Apropos. BD/SM ist i.d.R. ein Lebensstil und keine Aktivität, die sich rein auf die Sexualität bezieht. Beginne nicht, irgendwelche Inhalte aus 50shades auf deine Beziehung zu übertragen, wenn du nicht weißt, was du da tust. Sehr gefährlich!
23. Hilflosigkeit vortäuschen
Es gibt Menschen, die mögen es, wenn der Andere die Entscheidungen übernimmt. Das nicht klar zu kommunizieren und stattdessen gerne den hilflosen Part zu spielen, obwohl dem nicht so ist, hat mit Unehrlichkeit & emotionalem Missbrauch gleichermaßen zu tun.
24. Dem Partner seine Individualität absprechen
Alarmstufe dunkelrot ist es, wenn du beginnst, deinen Partner als eine Erweiterung deines Selbst zu sehen; und nicht etwa als eigenständiges Wesen mit eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Vorlieben.
25. Und immer wieder das alte Archiv
Natürlich ist es praktisch, immer diese eine Situation als As im Ärmel zu haben, über die der Partner ohnehin ein extrem schlechtes Gewissen hat. Das bedeutet nicht, dass du sie ausnutzen solltest, denn auch das ist emotionaler Missbrauch.
26. Erpressung
Es gibt kaum einen eindeutigeren emotionalen Missbrauch, als Erpressung als Mittel dafür zu nutzen, dass sich dein Partner deinem Willen beugt!
27. Negative Körpersprache
Ein Partner zeigt dem anderen durch eine angewiderte Körpersprache, dass ihm irgendetwas missfällt. Oder vielleicht noch schlimmer: Dass er sich mit seinem Partner schämt. So etwas zerstört Selbstwertgefühl. Ein klärendes Gespräch ist besser, als solches Verhalten.
28. Der Mittelpunkt des Universums
Eine Beziehung zu haben, ist wunderbar. Die einen lieben es, ihren Partner zum Mittelpunkt ihres Lebens zu sein, die anderen brauchen Freiraum mehr als alles andere. Beide Situationen funktionieren nur mit einer gewissen Portion Respekt vor dem Leben des Anderen.
29. An den Pranger gestellt
Du hast das Gefühl, unter vier Augen kommst du nicht weit, um deinem Partner ein wichtiges Problem in eurer Beziehung zu vermitteln? Es mag dir daher wie die optimale Lösung vorkommen, es vor seinen Freunden zu tun. Aber Achtung, sowas ist emotionaler Missbrauch!
30. Offene Geheimnisse ausplaudern
Nutze nie, niemals nie persönliche Informationen deines Partners, um zu bekommen, was du willst. Das ist nicht nur Erpressung, das schädigt das Vertrauen auf so vielen Ebenen, dass das vielleicht sogar zu irreparablen psychischen Problemen führen wird!
31. Ablenkung
Dein Partner sucht ein Gespräch zu dir, um über Unstimmigkeiten zu sprechen. Oder etwas, über das er unzufrieden ist. Lenkst du von diesem Gespräch ab? Hör auf damit. Es zerstört deine Beziehung noch weiter, den Spieß umzudrehen zu versuchen.
32. Sensibelchen
„Du bist zu empfindlich, das meine ich nicht so.“ Wenn dieser Satz aus deinem Mund kommt, hast du den Fehler gemacht! Es liegt an dir, die Grenzen deines Partners zu respektieren. Nicht an deinem Partner, deine rücksichtslosen Worte bis zum Ende auszuhalten.
33. Die Sache mit den Entschuldigungen
Nicht jeder Mensch tut sich leicht damit, eine Entschuldigung auszusprechen. Es kann daher auch emotionaler Missbrauch sein, eine Entschuldigung nicht als solche zu akzeptieren, solange die Worte nicht gefallen sind.
Entschuldigungen aussprechen zu können ist ein Lernprozess. Manche Menschen hatten in ihrer Kindheit keine Gelegenheit dazu. Indem du eine unausgesprochene Entschuldigung, die aber als solche erkennbar ist, nicht akzeptierst, lernt es derjenige niemals!