Die 5 größten Fettnäpfen im Umgang mit autistischen Personen

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Immer wieder kommt es vor, dass Personen, die autistische Personen kennen und meinen, bereits alles über diese Entwicklungsstörung zu wissen, ein großes Hoppala begehen. Für manche sorgt das für selbstironische Lacher, weil sie sich ganz gut in einer neurotypischen Umgebung einfügen können – und das vor allem selbst auch wollen. Andere wiederum – und das betrifft nunmal die Mehrheit aller Autisten – werden ratlos, wenn nicht sogar gekränkt davon sein.

Schließlich sind es doch die neurotypischen Personen, von Autisten übrigens liebevoll NT genannt, die immerzu von Empathie predigen. Es ist also an der Zeit, die fünf größten Fettnäpfchen aufzuzeigen, damit sie fortan nicht mehr passieren können!

1. Man hält sich nicht an Pläne

Egal, ob bewusst oder unbewusst. Möchtet man mit einer Person etwas unternehmen, die autistisch ist, dann ist es ein ganz großes No-Go, keine Rahmenbedingungen zu vereinbaren. Planungen und dementsprechend auch feste Punkte im jeweiligen Tagesplan sind ganz essentiell dafür, dass der Stress durch die Umwelt gemindert werden kann. Zu wissen, worauf sich die autistische Person dabei einlässt, hilft ungemein, unangenehme Situationen zu verhindern. Vor allem auch bei unbekannten Momenten sind so viele Infos wie nur möglich am besten.

  • Beispiel Familienessen: Wann beginnt es? Wann endet es? Wie viele Personen werden da sein? Welche davon kennt derjenige bereits? Was gibt es zu essen? Ist sonst noch etwas vorgesehen – Gesellschaftsspiele z.B.?

Allgemeinhin ist es ratsam, bei gemeinsamen Unternehmungen immer sicher zu gehen, ob die autistische Person sich auch damit wohlfühlt, was gerade vereinbart wird. Denn so können Routinen und andere geplante Tagesabläufe problemlos eingehalten werden und unnötiger Stress wird dadurch wiederum vermieden.

2. Sarkasmus in unpassenden Situationen

Weiß man nicht, ohne nun weiter darüber nachdenken zu müssen, wo die Schmerzgrenze dafür liegt – oder ob es überhaupt eine dafür gibt – dann lässt man es am besten mit dem Sarkasmus gänzlich sein. Man selbst würde es schließlich auch nicht mögen, würde man plötzlich in einer Fremdsprache angesprochen werden. Es ist also unbedingt zu respektieren, wenn derjenige sich absolut ablehnend gegen Sarkasmus äußert. Das ist für jeden Autisten unterschiedlich verwirrend.

3. Smalltalk wird erzwungen

Für autistische Personen ist so etwas schlichtweg sinnlos. Ohne jeden Mehrwert. Was haben sie schließlich mit der Information angefangen, was Nachbar X tut, den sie nicht einmal kennen? Was das angeht, sind sie viel einfacher gestrickt, als viele Personen oft erkennen möchten.

Aber Achtung; Hier gibt es stets unterschiedliche Interessensgrenzen. Während so mancher Autist absolut nichts spannend findet, außer das eigene Spezialinteresse, kann ein wieder anderer Gossips ganz lustig finden.

Allem voran ist meist die Frage nach dem Befinden die schwierigste. Interessiert man sich nicht wirklich dafür, dann fragt man am besten auch gar nicht erst. So verhindert man außerdem, von der autistischen Person irgendwann nicht mehr ernst genommen zu werden.

  • Grund dafür: Alle weitläufigen und relativen Fragestellungen sind für autistische Menschen sehr schwer nachzuvollziehen. Eine Frage danach, wie es ihm oder ihr geht, lässt sich nicht einfach in ein paar Worte fassen, da die Umwelt hier ganz anders wahrgenommen wird, als von einer neurotypischen Person.

Damit kommen wir übrigens auch schon zum nächsten Punkt:

4. Es werden zu relative Fragen gestellt

Tut man so etwas, provoziert man damit ein regelrechtes Hängenbleiben, ähnlich dem Bluescreen bei einem Computer. Autisten sind oft nicht dazu in der Lage, relativ gefasste Aussagen richtig zu interpretieren.

  • Beispiel – so nicht: Kennst du ein gutes Buch?
  • Beispiel – so schon: Kennst du einen guten Thriller?

Das Problem hierbei ist, dass so relative Äußerungen dazu führen, dass zu viele Gedanken auftauchen, was gemeint sein könnte. Es ist hier oft nicht möglich, einen einfachen Weg für sich zu finden, der aus „gutes Buch“ direkt das „Lieblingsbuch“ macht. Stattdessen sieht der Gedankengang vielleicht so aus:

  • Gutes Buch -> Genres -> Sub-Genres -> Handlungsstränge -> Vorhersehbar/nicht vorhersehbar -> Länge der Bücher -> Was ist „gut“? -> Was finde ich „gut“? -> X Dinge, die ich an einem Buch gut finde -> Welches Buch erfüllt diese X Punkte -> usw., denn es entsteht förmlich eine Endlosschleife

Es verstreichen unter Umständen sogar mehrere Minuten, bis eine Antwort darauf gefunden werden kann – wenn überhaupt.

Eine neurotypische Person antwortet an dieser Stelle in der Regel: „Keine Ahnung, welches Thema denn?“ Aber Autisten sind nicht in der Lage, diesen Vorgang so banal zu überspringen. Sie benötigen möglichst genaue Informationen, um die gestellte Aufgabe auch richtig abwickeln zu können.

5. Die Sprache ist noch nicht wörtlich genug

Versteht der Autist bei einer Frage nach dem Wetter nicht, dass man wissen möchte, wie das Wetter ist, war man nicht wörtlich genug. An dieser Stelle darf nicht vergessen werden, dass:

  • Autisten nicht zwischen den Zeilen lesen können,
  • sie selbst im Normalfall nicht eigene Empfindungen in die Worte eines Anderen interpretieren
  • und sie in der Regel nur eine wortwörtliche Antwort geben werden.

Alles andere ist Erziehungssache und selbst diese – genauso wie das Angelernte, das Autisten von neurotypischen Freunden sowie von Partner und Familie übernehmen – sind nicht immerzu verlässlich.

  • Beispiel – so nicht: Ist noch Tee da?
  • Beispiel – so schon: Kann ich noch Tee haben?

Wer hier zum Beispiel das Negativbeispiel für sich nutzen würde, bekäme als Antwort wohl nur ein: „Ja.“ Der Tee würde aber nicht serviert werden. Man hat schließlich auch nur danach gefragt, ob denn überhaupt noch Tee da ist.

Hier kommt es natürlich immer ganz darauf an, inwiefern die Person mit derlei Höflichkeitsfloskeln betraut ist. Der Regelfall ist das trotz allem nicht.

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