Menschen, die Selbstbewusstsein haben, haben es leichter im Leben, sagt man. Sie finden schneller Freunde, bekommen den Job, der eigentlich für jemand anderen bestimmt war und jeder hält sich gerne in ihrer Nähe auf. Sie strahlen Sicherheit aus und eine positive Lebenshaltung.
Ein Mensch, der wenig Selbstbewusstsein hat, bewundert sie, die scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Es ist aber nicht so einfach, sich in einen selbstbewussten Menschen zu verwandeln.
Mögliche Gründe dafür, dass man nicht viel Selbstbewusstsein hat
Selbstbewusstsein hat mit Selbstwahrnehmung, mit dem Wissen darüber und dem Sein zu tun.
Ein sicheres Selbst wird in der Regel in den ersten fünf Lebensjahren in einer Persönlichkeit manifestiert. Es ist das Wissen darüber, dass es einen gibt und man beachtet wird.
Aufmerksamkeit und Interaktion sind zwei wichtige Begriffe, die bestätigen, dass der kleine Mensch, die Weltbühne betreten hat. Auf dem Weg ins Erwachsenenalter kann jedoch vieles geschehen, was den Menschen aus der Bahn werfen und seine Seele beschädigen, was ihn tief verletzen kann.
Wissenschaftler gehen dennoch davon aus, dass es Faktoren gibt, die den Grundstein für ein funktionierendes Selbstbewusstsein legen. So zum Beispiel mindestens eine feste Bezugsperson in den ersten Lebensjahren zu haben mit Interaktion. D.h., dass auf eine Aktion des Kindes immer eine Reaktion eines Erwachsenen folgen sollte, die in ihrer Aussage ein klares Ja bzw. ein eindeutiges Nein beinhalten sollte. Fürsorge und Annahme verstärken die Persönlichkeitsentwicklung positiv.
Bei vielen Menschen ist die frühe Kindheit nicht reibungslos abgelaufen, es gab Brüche, Gewalt, Krankheit.
Wie können wir fehlendes Selbstbewusstsein entwickeln?
In besonders schweren Fällen, in denen der Mensch nicht nur schüchtern und introvertiert ist, sondern an Selbstzweifeln oder depressiven Verstimmungen leidet, die ihn daran hindern, am öffentlichen Leben teilzunehmen, sollte über eine Psychotherapie nachgedacht werden.
Für alle anderen gilt:
- Selbstbewusstsein stärken bedeutet Arbeit an sich selbst.
- Es beginnt damit, dass wir unseren Freundes- und Bekanntenkreis scannen. Wer tut uns gut und wer nimmt uns mehr, als dass er uns da lässt nach seinem Weggehen?
- Unsere Arbeit? Werden wir gefördert oder gemobbt?
- In was für einer Beziehung leben wir? Schafft sie uns Freiräume und Akzeptanz oder engt sie uns ein und reglementiert unsere Wünsche?
- Wenn wir nach diesem „Rund-um-Check“ feststellen, dass wir mehr Punkte auf der Minusseite gesammelt haben, dann kann das ein Grund sein für unser fehlendes Selbstbewusstsein.
- Wir beginnen nun darüber nachzudenken, was uns guttut, wenn wir es tun. Alle Lebensumstände, die in uns ein positives Gefühl unserer eigenen Persönlichkeit hervorrufen, werden aufgelistet.
Selbstbewusstsein in der Praxis erlernen
Wir versuchen Ereignissen, die uns nicht gefallen, ein Nein entgegenzusetzen.
Das erste Nein ist das schwerste. Nachdem es raus ist, hallt der Raum wie eine Aula nach, aber mit der Zeit beginnt sich das Leben gut anzufühlen, um einen herum neu zu bewerten und sich dabei in den Mittelpunkt zu stellen.
Wenn wir die ersten Erfolge erzielt haben, wirkt das wie ein Selbstbewusstseins-Booster und der Prozess der Erneuerung kommt ins Rollen.
Wir haben vor unserer Kur alle Spiegel in der Wohnung abgehängt und werden so lange, wie wir an unserer Seelenbildung arbeiten, jegliche Diäten vermeiden.
Wir legen ein Tagebuch an, das wir beschreiben, auch wenn wir keine großen Schriftsteller sind. Hinein kommt nur das, was uns gelungen ist oder was uns erheitert hat. Es kann ein Danke an der Kasse sein, obwohl die Kassiererin nicht freundlich war oder das Gefühl, wie gut es tut nach einem grauen Tag die Sonne auf der Haut zu spüren. Diese Protokolle weisen uns auf die Achtsamkeit im Alltag hin und zugleich auf die Wachsamkeit für unser eigenes Befinden. Wir lernen neu, dass die Welt sich nach uns umschaut, wenn wir uns selbst wahrnehmen.