Erst habe ich ja überlegt, diesen Beitrag auf dem Blogger-Ratgeber zu veröffentlichen, aber letzten Endes hat er nichts damit zu tun, wie ich über das Bloggen berate, denn es wird ein Rant. Also ist es mein semi-persönlicher Blog, auf dem er landen sollte – und hier sind wir!
Ich muss schon sagen, dieses Thema lässt mir die Galle hockommen. Jeden Tag kommt es mehrfach zu Situationen, die einfach nur haarsträubend sind und für die ich mir noch eine gute Strategie (und/oder Elefantenhaut) zulegen muss, da sie mit steigender Reichweite einfach auch mehr werden. Nicht, dass ich erst seit gestern mit solcher Dreistigkeit zu tun habe, aber momentan ist es einfach wieder so geballt, dass ich mir schwer tue, darüber zu lachen.
Also gut, let it begin~
Leute (Kunden) versuchen einen andauernd für dumm zu verkaufen
Es ist so ein Muster, bei dem ich schon Kopfweh bekomme, wenn ich die Mails nur zu lesen anfange.
Erst geht’s los mit einem Kompliment. Man findet super, dass ich so transparent für meine Leser arbeite (jo no na ned, that’s Law for you, my friend), oder macht mir ein gezieltes Kompliment über diesen und jenen Beitrag, findet mein Design so schön oder ist einfach nur von meiner Schreibweise begeistert. Es lässt anmuten, dass man meine Seite kennen würde. Fällt dann sogar noch der Seitenname, bin ich erstmal beeindruckt und lese weiter. Denn es kommt auch ziemlich oft vor, dass aus diesen 0815 Floskeln nicht annähernd hervorgeht, um welche meiner zwölf (12!) Webseiten es geht. Da ich auch das immer wieder betone, kann man sich in so einem Fall ja kaum länger als zehn Sekunden mit der Seite beschäftigt haben.
Sobald der große Icebreaker raus ist, geht’s weiter mit der Vorstellung. Man kommt recht schnell zum Punkt, was man von mir will, denn Win-Win ist ja ein Fremdwort und wo denk ich überhaupt hin. Anstatt mir zu erklären, was man mir anzubieten hat (und nein, „teste unser Produkt gratis ein Leben lang“ ist KEIN ANGEBOT mit dem man argumentiert und daher nicht gültig!), wird mir in mehreren Sätzen, manchmal sogar Absätzen, erklärt, was für ein Produkt man verkauft und wie toll es nicht ist.
Die Message ist klar:
Du hast einen Blog mit scheiße viel Aufrufen & du hast SEO drauf, sonst hätten wir nicht nicht gefunden, GIVE UNS SOMETHING VON DIESER REICHWEITE.
(Dass ich zuvor Monate, wenn nicht Jahre meines Lebens dafür aufgebracht habe, um an genau den Punkt anzugelangen, an dem ich davon leben kann, ebooks über Themen zu schreiben, die mich interessieren, solche Rants hier in die Welt zu werfen und nach Lust und Laune zu schreiben, ist natürlich nur nebensächlich! Das ist ja selbstverständlich, dass man das für Lau zur Verfügung stellt und natürlich ein Produkt gratis und lebenslang als Bezahlung nimmt, das man unter anderen Umständen nicht verwenden würde.)
Es ist doch wurscht, ob der Teller jetzt Blümchen oder Enten hat, ob auf dem Staubsauger jetzt Peter oder Anna draufsteht oder ob ich jetzt ein Notizbuch mit Leuchtturm oder nem Eichhörnchen drauf verwende. Ich krieg’s gratis und kanns brauchen, ich krieg außerdem noch Geld dafür, where’s the problem.
Das, meine lieben, hat damit zu tun, dass Blogs einfach eine Werbeplattform sind. Man nennt uns nicht ohne Grund Influencer, so wie all die hübschen Menschen auf Instagram, Twitter, TikTok & Co. Denn genau das tun wir: Wir beeinflussen. Wir zeigen Zuschauern, Lesern & Zuhörern, welche Produkte sie unbedingt haben müssen, die absolut nichts mehr mit Grundbedarf zu tun haben.
Moralisch verwerflich? Möglicherweise. Aber es gibt schlimmere Dinge und wenn wir jetzt anfangen, uns darüber aufzuregen, dann können wir gleich sämtliche Werbeformate streichen. Dann bricht die Wirtschaft zusammen, weil kaum mehr ein Unternehmen Umsätze macht, weil es nicht zum Grundbedarf des Menschen gehört und dann bricht schließlich die Gesellschaft zusammen, weil Arbeitsplätze nach der Reihe gestrichen werden und keiner mehr Steuern bezahlen kann. Es hat also schon alles seine Daseinsberechtigung in unserem System.
So, warum bin ich nun kurz so ausgeschweift? Weil in 9 von 10 Fällen die Frage/Aussage auftaucht:
Aber es macht ja keinen Sinn, etwas zu bewerben, von dem man nicht überzeugt ist. Wie findest du unser Produkt denn überhaupt? Wir sind für jedes Feedback dankbar!
Und zwar ausnahmslos immer dann, nachdem gerade eröffnet wurde, dass eigentlich kein Budget vorhanden ist, um mich für die Werbung zu bezahlen.
Ich fasse nochmal zusammen für all jene, die gerade den Überblick verloren haben:
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- Man will meine Reichweite benutzen, um damit sein Produkt zu bewerben.
- Gratis, weil ja „kein Budget“ da ist – dazu komme ich übrigens gleich noch!
- Versucht mir etwas, das ich zu 99 % sonst nicht verwendet hätte, als großartige Entschädigung zu verkaufen.
- Und dann verlangt man weitere unbezahlte Arbeitszeit von mir, die ich investieren soll, um mir das Produkt jetzt näher anzusehen und Feedback zu geben. Das natürlich dann in die Verbesserung und Weiterentwicklung des Produkts einfließt, weil es um einen Szeneinsider geht, von dem das Feedback kommt.
Was für eine riesen Frechheit.
Geh doch mal zum nächsten Lebensmittelmarkt deines Vertrauens an die Wursttheke und probier dich gratis durch jede Sorte Salami, denn das muss ja drin sein, bevor du dich entscheidest, dein Geld darin zu investieren.
Oder ersuche den Elektriker, dass er dir die Starkstromleitung gratis legen soll, denn du empfiehlst ihn schließlich weiter.
Gestern war mal wieder so ein Fall, da hab ich einfach nicht an mich halten können und demjenigen dann brühwarm meinen Unmut kundgetan. Meine Antwort ist entsprechend ausgefallen und das einzige, das ich bereue, ist dass ein Wort fehlt und ich einen Tippfehler drin hab.
Während dem Schreiben dieses Beitrags passiert:
Tweet 2:
Erst hat man kein Budget, dann kann man plötzlich drüber reden.
Erst soll ich willkürlich ihre Produkte testen und drüber schreiben und jetzt, wo Geld fließen soll, sind Aufrufzahlen plötzlich wichtig.
Ey, IHR habt MIR geschrieben 🤣🤣🤣🤣🤣🤣
— Babsi // 난쟁이☆ (@decentdaydream) March 14, 2021
Damit kommen wir nämlich zum nächsten Punkt: Produkte, die man zum Bewerben (und damit im geschäftlichen Rahmen) geschenkt bekommt, egal in welcher Form, sind zu versteuern. Der Produktwert beim betreffenden Händler (nicht der Einkaufspreis!) ist als Einnahme zu verbuchen. Ich zahl für den Shit dann also auch noch Steuern, gleich nachdem ich Arbeitszeit aufgewendet habe und meine hart erarbeitete Reichweite für NICHTS investiert habe.
Und nein, trust me, derjenige weiß genau, was er da vom Blogger verlangt, den er da gerade für dumm zu verkaufen versucht. Diese Argumente „wir haben leider kein Budget“ sind so alt wie der Strumpf meiner Oma. Es ist doch nicht mein Problem, dass das Unternehmen so schlecht wirtschaftet, dass man sich kein angemessenes Werbebudget leisten kann! Ich bin nicht die Wohlfahrt und habe daher mein täglich Brot mit meiner Arbeit zu verdienen. Da wird nichts verschenkt! Von Postern, gratis Plugins und irgendwelchen Keksen kann ich weder meine Miete bezahlen, noch die Gesellschaft mit meinen Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen unterstützen!
Und was ich über die paar Fälle denke, in denen das „wir können dich nicht bezahlen“ eigentlich ein „wir wollen dich nicht bezahlen, weil wir wissen, dass es ein paar dumme Blogger da draußen gibt, die sich über gratis Kekse freuen“ wäre, führt uns dann zum nächsten Punkt. Zu dem kommen wir aber noch, vorher muss ich noch ein bisschen weiter über die Kuriositäten der Dreistigkeit ausführen.
Kurios sind nämlich auch die Leute, die ankommen mit – no joke, ist mir erst gestern passiert – „Hey ich schreib ein Buch über xy, darf ich abc von deiner Seite www kopieren? Du bekommst auch einen Vermerk am Ende des Buchs“
Ach so, du willst nur mein geistiges Eigentum verwenden, damit Geld machen, von dem ich nichts sehen soll und dafür nur umfangreiche Rechteabtretung, dass du das überhaupt verwenden darfst, weil Urheberrecht und Nutzungsrecht und so Kram. JA DAS HÖRT SICH DOCH NACH EINEM DEAL AN, VON DEM WIR BEIDE PROFITIEREN. NICHT. (Ich fühle mich an der Stelle nur minimal verarscht, ganz ehrlich.)
Ich könnte über solche Dinge echt nonstop ranten, weil mir einfach so viel unterkommt, das man nicht einmal erfinden könnte. Zum Wohle meiner Nerven beende ich dieses Kapitel hier, weil ich noch mehr Punkte habe, über die ich ranten muss. Den nächsten habe ich ja schon angekündigt.
Diese Wannabes, die uns echten professionellen Bloggern das Geschäft versauen
Warum kommen solche Witze überhaupt zustande? Weil es ein paar Asoziale gibt, die solche Angebote annehmen.
Und bevor sich jetzt jemand über meinen Wortgebrauch aufregt: Asozial habe ich bewusst gewählt! Denn es ist in meinen Augen kein „sich in die Gemeinschaft einfügen“, wenn man aktiv & meist auch noch bewusst dazu beiträgt, einen ganzen Wirtschaftszweig zu vernichten.
Blogs sind eine Werbeplattform. Eine Werbeplattform ist etwas wert. Werbung in Zeitschriften, im Radio, im Fernsehen – das alles kostet Unternehmen Stangen von Geld. Bei einem Blog haben sie keinerlei Produktionskosten, weil sie weder Grafiken, noch Clips oder Tonaufnahmen zur Verfügung stellen müssen – sie müssen einfach nur ein Produkt verschicken und das war’s! Und anstatt dann einen Bruchteil des Geldes zu investieren, das eines der anderen Formate kosten würde, geht’s für Lau, weil sich ein paar Wannabes dafür feiern, dass sie gratis Duftkerzen bekommen! Was regen mich diese Leute auf!
Meistens sind ihre Blogs dann so richtig Augenkrebs, wo einfach absolut kein einheitliches Design ersichtlich ist. Es tut im Hirn weh, auf diesen Seiten zu lesen, weil heute die Strumpfhosen und morgen das Hundefutter dran sind, absolut kein inhaltlicher roter Faden besteht und meist dann nicht einmal noch Eigencontent produziert wird. Das sind Auflistungen an Produktinfos und ein „ja war lecker“ Satz, mehr nicht! Ich fass es einfach nicht!
Das ist für mich ernsthaft auf derselben Stufe asozial wie all die Artists bei Conventions, die Arbeitslosengeld kassieren, gleichzeitig rumjammern, dass sie nicht von ihren Fanarts leben können und diese Zuverdienste vermutlich nicht einmal melden, weil sie dann sonst noch davon Steuern zahlen müssten.
Solche Wannabes sind auch der Grund für das nächste Ding, das mich am Bloggen massiv aufregt.
Die Leute, die Bloggen einfach nicht als Beruf anerkennen
Klar, wenn ich ständig nur sehe, wie Blogger irgendwelche Produkte geschenkt bekommen und sie sonst wirken wie die Axt im Walde, dann stellt sich bei mir auch irgendwann so ein Bild ein.
But to be fair, das ist nicht die Regel und solche Leute erkennen selbst den Blogger dann nicht als Beruf an, wenn sie auf meinem Blogger-Ratgeber durchscrollen, der ihnen klar vor Augen hält, wie viel Arbeit damit eigentlich verbunden ist. Mag sein, dass demjenigen Beautyblogs nicht gefallen, aber warum haben dann Beautyzeitschriften ihre Daseinsberechtigung?! Diese Doppelmoral ist halt richtig zum Kotzen und zeugt davon, dass da einfach nur der Neid spricht.
Mir sind aber auch schon Argumente untergekommen, wie „ich selbst bin Krankenschwester und trage wenigstens was zur Gesellschaft bei“ – ja klar, weil der professionelle Blogger nämlich keine Steuern zahlt, keine Unternehmen dabei unterstützt, mehr Umsatz zu machen und dauch davon wieder mehr Steuergelder fließen, er nicht informativ ist und er auch nicht zur Unterhaltung dient. Manche Leute müssen echt die Augen öffnen, im 21. Jahrhundert ankommen und akzeptieren, dass Medien zu unserem Leben gehören und relevant und wichtig sind. Das ist übrigens nicht erst seit gestern so, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gibt’s schon ein paar hundert Jahre länger als Blogs.
Die Witzbolde im eigenen Umfeld, die auch was vom Kuchen wollen
*händereib* Jetzt kommen wir zu einem meiner Favoriten in diesem Beitrag. Die Witzbolde im eigenen Umfeld (auch gern Bekannte genannt, denn ein Freund ist so jemand nicht), die auch was vom großen Kuchen abhaben wollen – aka „du verdienst Geld mit xy, ich will das jetzt auch machen, hilf mir dabei“
Mit sowas hab ich in jeder erdenklichen Form schon zu tun gehabt und ich kann nur noch darüber lachen, obwohl es eigentlich richtig traurig ist.
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- Der ehemalige selbsternannte gute Freund von meinem Schatz und mir wollte Fitnessblogger werden, weil er zweimal ins Fitnessstudio gegangen ist und ich solle ihm doch bitte den Blog aufsetzen – selbstverständlich so, dass er gleich mal ne Reichweite hat, weil dazu ist ja kein SEO und so nötig, die Menschen warten ja nur drauf, dass da endlich noch ein Blog in die Welt geschossen wird, um darauf zu lesen.
- Jemand, den ich eine Zeit lang im Rahmen meiner Werbeagentur für die Texterstellung beauftragt habe, wollte ins Bloggerbusiness einsteigen und ob ich nicht dabei helfen könnte, die Seite aufzusetzen – trotz mehrmaliger Betonung, dass alles, was es dazu braucht, im Web zu finden ist, wenn man bisschen googelt. Und wer’s selbst dann nicht schafft, sollte vielleicht anstatt zu bloggen einfach was anderes machen.
- Menschen, die ich bis zu ihrer Nachricht an mich nicht einmal kenne, verlangen von mir, dass ich ihnen eine Themen- und/oder Keywordrecherche gratis erledige, weil ich auf meinem Blogger-Ratgeber in einem Artikel beschreibe, wie man dabei vorgehen muss. Heißer Tipp: Befolge meine Anleitung und mach es selbst!
- Ich bekomme Mails von Leuten, deren Blog ich mir „mal eben“ ansehen soll, um ihnen Feedback zu geben, was sie noch verbessern könnten.
Selbstverständlich immer kostenlos, weil ich meine wo kämen wir denn da hin, ich hab ja Zeit und nix Besseres zu tun, nech, außerdem wer braucht schon die gratis Gründerberatung der WKO, wenn’s da offensichtlich jemand Freundliches gibt, der das schon seit mehreren Jahren macht.
Ich frag mich dann auch immer ganz gern, warum diejenigen sich dazu entschlossen haben, ins Bloggerbusiness einzusteigen, wenn sie doch offenbar keinen Plan haben, was sie da tun. Und nein, da ist kein „aber du könntest ja mal xy verraten“, weil wir hier von Business reden. Wer sich in meine Lage versetzt, fände es auch nur semigeil, wenn er jeden Monat hunderten von Leuten erklären soll, wie sie erfolgreich mit ihrem Ding werden, weil es bei einem selbst ja funktioniert.
Ehrlich, in solchen Fällen habe ich es lieber, wenn die Leute glauben, ich sitze einfach auf nem hohen Ross und bin arrogant. Wer da nicht erkennt, wie verdammt dreist und frech er gerade ist, dem ist doch echt nicht mehr zu helfen, oder?
Was ich ohne Gegenleistung preisgeben will, das tu ich auch. Ich gebe massenhaft gratis Tipps auf meinem Blogger-Ratgeber – aber eben auch nur bis zu einem gewissen Grad. Wer mehr will, muss eben meine ebooks kaufen, so läuft das Geschäft nunmal. Wovon soll ich denn leben, wenn ich alles nur noch kostenfrei mache, das muss doch echt ein Scherz sein.
Schließen wir das ganze aber positiv ab
Ich LIEBE bloggen. Und ich LIEBE mein Business. Sonst würde ich das selbstverständlich alles überhaupt nicht tun. Aber alles Schöne im Leben hat auch Schattenseiten und dieser Beitrag hat einen Einblick auf vier massive gegeben, die mich tagtäglich betreffen. Doch keine Sorge: Die positiven Aspekte überwiegen deutlich und so schaffen es diese vier Punkte trotz allem Ärger nicht, mir die Sache zu vermiesen. Yay!