Ich bin ein schüchterner, extrovertierter Mensch mit Sozialphobie.
Mit anderen Worten spiele ich das Leben auf Schwierigkeitsstufe „ultra hard“ durch.
Was mir unglaublichen Spaß macht, ist gleichzeitig der ultimative Horror für mich. Und so entsteht in mir jedes Mal eine besondere Art von Gefühlsregung, sobald ich mal wieder so einen Moment habe, in dem ich merke: Oh. Da war ja was, ich steh ja irgendwie in der Öffentlichkeit.
Mögen tu ich das überhaupt nicht und das ist auch der Grund, warum ich es absolut nicht anstrebe. Aber wer einen Job hat, der sich zu 100 % im Internet abspielt, muss zwangsläufig Bekanntheit aufbauen, um so auch sein Geld verdienen zu können. Und das zieht natürlich auch unangenehme Nebeneffekte mit sich. Angefangen hat das Ganze aber nicht im Internet, mich erinnern solche Situationen nur immer wieder daran, dass ich vorsichtiger werden muss.
Begonnen hat alles durch meinem Onlineshop selfesteem. Da auf AniManga- & Comic-Conventions natürlich die Zielgruppe schlechthin zugegen ist, sind wir von 2014 bis inklusive 2017 mit dem Shop auf zahlreichen solcher Veranstaltungen vertreten gewesen. Waren nicht Diana und mein Schatz dabei, dann einer der beiden. Und einige Male war ich auch komplett alleine auf Conventions.
Jedesmal, wenn eine Bezugsperson dabei war, ist es für mich anders gewesen, keine Frage. Ich war zwar trotzdem immer während dem Aufbau unheimlich gestresst, aber es gibt so viele tolle Fotos und Erinnerungen an diese Zeit, dass ich sie schmerzlich vermisse.
Und gleichzeitig auch nicht.
netdoktor.de fasst nämlich ganz treffend zusammen, was soziale Phobie überhaupt bedeutet:
Die Betroffenen haben starke Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich zu blamieren. Daher vermeiden sie Situationen, in denen die Befürchtungen Wirklichkeit werden könnten.
Nun bin ich aber auf einer Convention, auf der zahlreiche Leute unterwegs sind (je nach Conventions liegen die Besucherzahlen im fünfstelligen Bereich), von denen nicht wenige bereits seit der ersten Con große Fans von selfesteem wurden.
Ich fühlte mich jedes Mal so unfassbar geehrt, wenn jemand ein Foto mit mir oder uns machen wollte, wenn jemand vorbeikam, um zu plaudern und Freunde mitgebracht hat, um ihnen selfesteem zu zeigen. Ich habe online viele Nachrichten bekommen, viele dieser Leute sind selfesteem heute noch treu & wer es nicht ist, hat sich einfach weiterentwickelt in eine Richtung, in der kawaii & nerdy keinen Platz mehr finden. Auch völlig okay!
Uns wurden Geschenke gebracht, mal was zu knabbern, zu trinken oder andere Geschenke wie Anhänger von KPOP Bands, ein Radiergummi oder auch kleine Maneki Neko Figürchen. Alle Geschenke, die nicht zum Konsumieren waren, habe ich heute noch & es fühlt sich auch nach so langer Zeit unheimlich surreal an.
Bis heute bekomme ich immer mal wieder Karten und kleine Geschenke (meist zum Geburtstag oder auch an Weihnachten) zugeschickt, zum Teil sind auch hier kleine Geschenke dabei.
Ich kann meine Dankbarkeit für all diese supersüßen Gesten gar nicht in Worte fassen!
Was ich wohl niemals vergessen werde, war die Zeit, als ich in Düsseldorf mein kleines Täschchen mit all meinen Stickern verloren habe und als ich das auf Instagram geschrieben habe (ich war echt fertig und habe sogar geheult damals, es hat mega lange gedauert, all die Sticker zusammen zu bekommen…), kamen bei den nächsten Conventions immer wieder Künstler zu mir und haben mir ihre Sticker geschenkt.
Es ist einfach so unfassbar, zu wissen, dass mir so viele Leute aktiv folgen. Die Geschenke waren oft so super zielgerichtet ausgesucht, dass ich es gar nicht glauben konnte. Und wann immer ich wusste, wen ich da von mir gegenüberstehen habe, markierte ich diejenigen auch auf Instagram & Co.
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Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
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Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
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Und irgendwie beginnt von da an alles flüssig ineinander zu verschwimmen.
Die einen kennen mich vom Shop, die anderen von Instagram oder Twitter oder einer anderen Social Media Plattform, wieder andere von einer Fanfiction-Plattform (Ich wurde mehrere Male auf Conventions auf Geschichten von mir angesprochen! ) oder von meinem Blog, oder durch ansoko, oder, oder…
Ich weiß es am Ende gar nicht mehr so richtig, wen ich woher kenne, aber wenn dann auf einer Convention plötzlich jemand vor dir steht und zum quietschen anfängt und dir schwört, er sei dein größter Fan, dann kannst du nicht in Worte fassen, was das grade mit dir macht.
Am gruseligsten war es, da es ja auch ein paar Conventions in der Nähe von meinem Zuhause gegeben hat, als mich jemand am städtischen Bahnhof um ein Autogramm und ein Foto gebeten hat. Ist mir mehrere Male passiert und es hört nicht auf, mich zu flashen. Selbst heute noch.
Wobei ich grade ehrlich gesagt nicht weiß, ob mich nicht doch eher die Taxifahrerin flasht, deren Tochter ein Fan von meinem Shop war (ist?) und die mich deshalb erkannt hat.
Nun ist zumindest diese Sache etwas ruhiger geworden über die letzten zwei Jahre, wofür ich ehrlich gesagt sehr dankbar bin, auch wenn ich es wie erwähnt schrecklich vermisse.
Nach jeder Convention bin ich mindestens einen ganzen Tag lang zu nichts zu gebrauchen gewesen, weil meine sozialen Batterien wieder aufgeladen werden mussten und dass es dann nur wenige Tage später (besonders im Sommer kam auf jedes Wochenende eine Con) direkt wieder los ging und zwischendurch natürlich Bestellungen verschickt werden mussten, hat sicher so seinen Teil dazu beigetragen, dass ich später ein Burnout hatte.
Aber ich bereue eben keine Sekunde davon. Ich bin nur froh, dass nun ein anderer Abschnitt in meinem Leben begonnen hat, in dem ich mich weiterentwickeln und noch weiter wachsen kann.
Und dieser Abschnitt ist auch wieder mit solchen Situationen verbunden, in denen ich mich unglaublich geehrt fühle, ich gleichzeitig aber nicht richtig damit umgehen kann, es aber endlos genial ist und —— Teufelskreis eben.
Erst heute hatte ich so einen Moment, in dem ein Mail bei mir eingetrudelt ist, dass man ja meinen Blog und meine Arbeit so lieben würde, dies das… und das hat mich daran erinnert, dass ich sogar schonmal in eine Talkshow wegen einem Artikel auf meinem Blog eingeladen wurde. Lol! Im Fernsehen! Never. Never ever. Aber danke für die Blumen, wirklich.
Von ansoko und der Aufmerksamkeit, die da zustande kommt, red ich da noch gar nicht. Die betrifft nicht mich als Person, aber es ist trotzdem ein unglaublicher WTF-Moment, wenn schon Labels auf mich zukommen, um mit uns für etwas zu kooperieren oder ich zu einer Pressekonferenz der größten Boyband der Welt eingeladen werde, bei der weniger als hundert Zuschauer online dabei sind, oder Unternehmen aus aller Welt auf die Seite aufmerksam werden und unbedingt mit ansoko arbeiten wollen, oder Künstler selbst Tweets liken, oder, oder, oder…
Oder auch die Aufmerksamkeit, die ich zusätzlich durch meine Werbeagentur aus dem Kundensegment erhalte. Ich könnte vor Stolz jedesmal platzen, wenn jemand unbedingt mit mir zusammenarbeiten will, weil ihn die Mundpropaganda über meine gute Arbeit zu mir geführt hat.
Es würde kein Ende nehmen, würde ich nun jede einzelne Situation aufzählen. Ich denke, an der Stelle ist einfach klar, was für ein Sturm der Gefühle häufig in mir tobt.
Ich bin einfach unglaublich dankbar, für alles. Und so unfassbar ehrfürchtig davor.
Es können noch tausende solche Momente passieren und ich reagiere jedes Mal wieder, als wäre es das erste Mal. Dann schicke ich es innerlich kreischend an Diana, die genauso darüber durchdreht wie ich, weil sie einfach die beste Freundin der Welt ist und dann spamme ich den Liebsten darüber zu und so weiter.
Bleib gesund.