Heute war schon beim Aufstehen so ein komischer Tag, weil ich was Unangenehmes geträumt habe, das ich an der Stelle gar nicht näher beschreibe, weil es keine Relevanz hat. Jedenfalls hab ich mir ziemlich schwer damit getan, aufzustehen und trotzdem mein Bestes gegeben, um nicht irgendwie schlecht gelaunt zu sein. Ist mir auch ziemlich gut gelungen, bis es dann Zeit zum Kochen geworden ist.
Ich hatte schon eine schlechte Voraussetzung, weil ich schon Hunger hatte, bevor ich zu kochen beginnen wollte. Ich bin nämlich jemand, der ziemlich schnell hangry wird… Dann steh ich da so vorm Kühlschrank, will die Zutaten rausholen, die ich zum Kochen brauche und bemerke, dass die gar nicht da sind. Ich wollte etwas kochen und bin felsenfest davon ausgegangen, alles daheim zu haben, was ich dafür brauche. Und merk dann an einem Sonntag, dass das nicht der Fall ist.
Mein Frust ist gewachsen.
Ich beschließe, mir aus dem verbleibenden Sandwichbrot einen Toast zu machen, mein Schatz entscheidet sich für Fischstäbchen mit Kartoffelpuffer. Während er schon genüsslich mampfen kann (ich hab sein Essen zuerst gemacht), verbrennt mir dann allerdings der Toast…
Ehrlich, ich konnte in dem Moment nicht ganz glauben, was für ein Pechvogel ich heute doch bin.
Wenn ich mich mal stark auf etwas zu essen eingeschossen habe, will ich das auch unbedingt. Es war schon schwer genug, von der einen zur anderen Sache zu switchen und dann noch Ruhe zu bewahren. Mein Freund hat mir zwischendurch mehrfach angeboten, etwas zu holen oder zu bestellen, aber ich war so darauf versessen, dass ich nicht über die Stränge schlagen will, was Kalorien angeht, dass ich einfach nicht wollte.
In meinem daraus entstehenden Trotz hab ich mich dann erstmal auf die Couch gelegt und war so wütend innerlich. Mein Schatz hat mir natürlich nochmal mehrfach angeboten, was zu holen oder zu bestellen, aber ich wollte nicht. Er kennt das mittlerweile, wenn sowas passiert, wir sind ja auch schon zehn Jahre zusammen. kPTBS sorgt dafür, dass ich mit Emotionen nicht so umgehen kann wie ein durchschnittlicher Mensch. Dadurch dauert es auch länger, bis ich von meiner Wut runterkomme.
Dieser Mensch, der wirklich dringend einen Pokal dafür verdient hat, wie wunderbar ist, harrt also aus und guckt alle paar Minuten mal nach, ob ich mich schon beruhigt habe. Legt sich dann zu mir und beginnt mit mir darüber zu scherzen, dass mich sicher die Kaninchen nicht besucht haben, weil mein Magen so knurrt.
Wir liegen ein paar Minuten nur auf dem Sofa, sprechen über alles mögliche, enden irgendwann dabei, wie viel Kalorien eigentlich Essiggurken haben und kommen drauf, dass Alexa solche Fragen beantworten kann (lol, wusste ich nicht). Mein Freund wirft irgendwelche Vorschläge durch den Raum, was ich mir zu essen machen könnte und weil der Kühlschrank schon definitiv einen großen Einkauf verträgt, werden es am Ende Pommes mit Frankfurter.
Ist jetzt nichts Besonderes. Kommt absolut nicht an die Schweinsmedaillons mit Erbsen und Kartoffelpuffer hin, die ich eigentlich machen wollte. Aber es macht mich bis zum Abendessen satt und ist von den Kalorien her nicht so heftig wie ein Menü von McDonald’s oder die bestellte Pizza, die ich trotz Laktase nicht vertrage und trotzdem immer wieder gerne essen würde. (Ein dickes YAY für die Heißluftfritteuse!)
Wenige Minuten später sitze ich vor meinem Tagebuch und frage mich, wo dieser Tag eigentlich noch bergauf gehen soll. Wir haben fast 17 Uhr und ich weiß nicht einen Punkt, der an diesem Tag gut gewesen ist. Bis es mir dann wie Schuppen von den Augen fällt.
Was sich vollkommen negativ angefühlt hat, weil ich auf dem Sofa gelegen habe, um meine Wut zu verarbeiten, war ein Moment, in dem ich meinem Binge Eating getrotzt habe. Ich habe nicht zugelassen, dass ich mir aus Frust eine Tüte Chips oder sonst was reinstopfe. Und verdammt, darauf kann ich stolz sein.
Manchmal tut ein Wechsel der Perspektive so gut. Und genau deshalb ist es wichtig, dass man immer versucht, etwas Positives an einer Situation zu finden. Selbst, wenn sie sich überhaupt nicht positiv anfühlt.