Wie es bei jedem anderen Hobbie auch der Fall ist, lernt man mit jedem Üben, Ausprobieren und Versuchen dazu. Am besten machst du dich erstmal mit der Materie vertraut. Hier können wir dir spezielle Foren im Netz empfehlen – einfach mal Googeln. Es finden sich auf Anhieb einige interessante Themen und Gruppen dazu.
Oder du besuchst mal einen Mittelaltermarkt. Dort bekommst du nicht nur einen ersten tollen Einblick in das Thema, sondern auch gleich Kontakt zu den richtigen Leuten aus der Szene. Diese Kontakte können dir, bei der Gestaltung und Herstellung deines ersten Kostüms, sehr nützlich sein. Denn eines solltest du unbedingt beachten: Auf gut Glück irgendetwas zusammenschustern, das kann gewaltig nach hinten losgehen.
Zeit geben und nehmen
Bevor du in die Vollen gehst, gib und nehme dir Zeit. Zeit dir Gedanken zu machen, in welche Richtung es überhaupt gehen soll. Denn es gibt hier zwei grundlegende Richtungen was den Kleidungsstil anbelangt. Die eine Richtung ist besonders authentisch-historisch und die andere geht mehr in Richtung Fantasie.
Hierzu sei erwähnt, dass es zwar kein Richtig oder Falsch gibt, jedoch besteht zwischen den beiden Richtungen bzw. Lagern eine ständige Diskussion. Eine Diskussion darüber, was besser ist und was nicht. Bist du dir bei diesem Thema unsicher, dann solltest du spätestens jetzt Kontakt mit der Mittelalterszene aufnehmen.
Tausche dich mit ihnen aus und sei offen für Anregungen und Kritik. Bestimmt werden dabei die Begriffe „A-Kleidung“ und „un-A-Kleidung“ fallen. Bitte was für eine Kleidung? Keine Panik, wir erklären es gleich.
A- oder un-A-Kleidung – du hast die Wahl
Die „A“-Kleidung“ basiert grundsätzlich immer auf Funden. Bedeutet, dass historische Kostüme rekonstruiert werden. Bei der „un-A-Kleidung“ – also Fantasy – dreht sich alles um die Welt von Vikings, Herr der Ringe, Game of Thrones u.d.G. Hier geht es auch ein wenig freier zu. Das bedeutet aber nicht, dass es automatisch weniger zu tun gibt. Es ist jedenfalls so, dass es erstmal egal ist, für welche Richtung du dich entscheidest. Denn die eine Richtung schließt die andere nicht aus.
Du solltest nur unbedingt darauf Acht geben, dass du die beiden Richtungen nicht miteinander vermischst. So etwas kommt nämlich in der Szene überhaupt nicht gut an! Solltest du dich also für eine Stilrichtung – wie zum Beispiel Herr der Ringe – entscheiden, dann kannst du dir später immer noch eine authentische Hochmittelalter-Adels-Darstellung zulegen.
Wir empfehlen dir lediglich, dass du dich am Anfang erstmal auf ein schlüssiges und reales Konzept konzentrierst. Dieses kannst du dann, nach und nach aufbauen und perfektionieren. Das ist unterm Strich nicht nur günstiger, sondern es erspart dir auch jede Menge Arbeit.
Stift und Papier für die erste Idee
Du hast eine erste Idee im Kopf? Sehr schön! Dann nimm dir schnell Stift und Papier zur Hand und skizziere diese grob auf. Diverse Info-Quellen im Internet wie Pinterest oder DeviantArt können dich dabei unterstützen. Oder du schaust mal in den Sozialen Medien. Dort gibt es jede Menge Mittelalter-Gruppen, von denen man sich inspirieren lassen kann.
Steht dein erster Entwurf, dann lohnt sich ein Blick in deinen Kleiderschrank. Wer weiß, vielleicht hast du ja schon etwas in deinem Fundus, was du verwenden kannst. Gute Basics sind zum Beispiel dunkle Hosen oder Leinenhemden. Probiere dich einfach aus und überrasche dich selbst.
Kommst du nicht weiter, dann kannst du immer noch auf Shopping-Tour gehen und dir diverse Stoffe, Teilstücke oder Applikationen zusammenkaufen. Bevor du dich aber auf Tour begibst, solltest du über folgende Dinge Bescheid wissen.
Vorsicht mit den Farben Gelb & Schwarz
Grundsätzlich raten wir dir von zu viel schwarzer bzw. dunkler Farbe ab. Auch wenn man das Mittelalter gerne mit düsteren und dunklen Farben in Verbindung bringt. Die Farbe Schwarz gilt, unter den Mittelalterleuten, als langweilig und outet dich automatisch als Anfänger.
Es sei denn, du bist als Nonne oder Mönch unterwegs. Dann geht die Farbe Schwarz natürlich völlig in Ordnung. Mit der Farbe Gelb solltest du ebenfalls vorsichtig sein. Bitte schmücke dein Kostüm niemals mit gelben Bändern. Solche mussten nämlich die Prostituierten im Mittelalter als Erkennungsmerkmal tragen.
Gleichzeitig war dies auch die Farbe der Spielleute. Verzichte auch bitte auf diverse Umhänge in dieser Farbe. Denn sonst trägst du kurzerhand einen Schandkittel, ohne dass du das wirklich willst.
Setze stattdessen verschiedene Farbabstufungen und -nuancen ein. Auch Kombinationen aus zwei Farbtönen kommen immer gut.
Auf jeden Fall solltest du dich an die damaligen Farbmöglichkeiten halten. Denn gerade im Hochmittelalter galt ein strenger Kodex, der genau regelte, wer welche Farben zu tragen hatte und wer nicht.
Passender Schmuck zum mittelalterlichen Outfit
[products ids=“140, 1363, 16087″]Passend, bequem und praktisch muss es sein
Diesen wichtigen Punkt solltest du auf gar keinen Fall vernachlässigen: die Passform und Bequemlichkeit deines Kostüms. Spätestens, wenn du mal mit deinem Kostüm an einem Mittelaltermarkt oder Lager aktiv teilnimmst, wirst du schnell merken wie wichtig das ist. Schließlich trägst du dein Kostüm bei solchen Anlässen über mehrere Stunden oder gar Tage.
Das soll jetzt aber nicht heißen, dass du generell immer eine Nummer größer wählen sollst. Es geht einfach darum, dass du nicht ständig damit beschäftigt bist, permanent deinen Bauch einzuziehen oder deinen Rock bzw. Hose hochzuziehen. Denn das macht auf Dauer keinen Spaß, nervt und sieht zudem peinlich aus.
Auch sollte deine Kleidung praktisch sein.
Das Zwiebelschalenprinzip
Was wir selbst in den Wintermonaten gerne anwenden, kann auch bei deinem Kostüm nicht schaden. Fakt ist jedenfalls, dass mehrere Kleidungsschichten immer zu empfehlen sind. Dadurch wird dein Kostüm noch stimmiger und authentischer. Zudem erhält man dadurch noch einen praktischen Nebeneffekt – die Eigenschaft des Zwiebelschalenprinzips.
Je mehr Schichten, desto besser bist du vor Wind, Kälte und Nässe geschützt. Und sollte es dir doch mal zu warm sein, dann kannst du die einzelnen Schichten nach und nach einfach ablegen.
Hier mal ein paar Empfehlungen, wenn du dich zum Beispiel als männlicher Wikinger kleiden willst:
- langärmlige Untertunika
- kurzärmlige Übertunika
- Klappenrock oder Mantel
Die Gugel
Die Gugel ist eine Art Umhang mit einer spritzen Mütze dran. Mit einer Gugel über den Schultern bist du an Kopf und Schultern stets vor Nässe, Wind und Kälte geschützt. Wird es nass von oben, kalt im Gesicht oder ein Wind pfeift dir um die Ohren, einfach die Gugel aufsetzen und schon geht’s besser.
Dank der praktischen Ausführung und Tragweise, hast du sie immer bei dir und sie kann auch nicht verloren gehen. Ist es dir mal zu warm, dann kannst du die Gugel jederzeit absetzen oder bei Bedarf ganz ausziehen. Jedenfalls schadet es nie, sich eine Gugel anzuschaffen bzw. mit dabei zu haben. Vorausgesetzt, sie passt zum Gesamtkonzept deines Outfits.
Der letzte (Fein)Schliff
Den letzten und perfekten (Fein)Schliff, für dein Kostüm, erreichst du mit den passenden Accessoires. Diese unterstützen deine gewählte Darstellung enorm. Sei es ein Schleier, ein passender Hut oder Schmuck – dein Kostüm wird mit diesen kleinen Details, erst so richtig in Szene gesetzt. Anfangs vielleicht noch kein Muss, aber nach und nach solltest du dein Outfit damit aufpeppen.
Aber bitte hänge dich jetzt nicht komplett von oben bis unten mit irgendwelchen Accessoires zu. Denn, erstens kann dich das bei deinem Wirken und Auftreten stark einschränken und zweitens ist weniger manchmal mehr. Also, setze lieber auf Qualität statt auf Quantität.
Stoffauswahl und Stoffpflege
Hast du vor dein Kostüm regelmäßig und aktiv zu tragen? Gut, dann berücksichtige das unbedingt bei der Auswahl deiner Stoffe. Besuchst du zum Beispiel überwiegend Märkte, dann hast du dein Kostüm in der Regel nur einen Tag an. Besuchst du aber mehrtägige Lager, dann solltest du entweder auf mehrere Outfits setzen oder aber gleich die richtigen Materialien verwenden.
Leinen, Wolle und Hanf sind Naturstoffe. Diese haben den Vorteil, dass man sie über Nacht gut auslüften und am nächsten Tag nochmal tragen kann – ohne dass man Gefahr läuft als Stinkbombe durch die Gegend zu laufen. Baumwolle hingegen besitzt diese Eigenschaft leider nicht. Von daher solltest du hier unbedingt Wechselklamotten mit dabeihaben. Polyester Stoffe gehen übrigens gar nicht. Diese sind nicht nur brandgefährlich – im wahrsten Sinne des Wortes, da leicht entzündlich – sondern man schwitzt extrem darin.
So läufst du schnell Gefahr, dass du in Windeseile vollgeschwitzt bist und eventuell unangenehme Gerüche verbreitest.
Probieren, prüfen, optimieren, und ganz wichtig: darin wohl fühlen!
Du bist so weit und hast alles für die Erstellung deines ersten Outfits zusammen? Glückwunsch! Aber mach erstmal langsam, bevor du dich ans Nähen machst bzw. eine Schneiderei beauftragst. Halte dir die einzelnen Stücke deines Outfits erstmal an den Körper und betrachte dich dabei im Spiegel. So bekommst du einen ersten Eindruck.
Wenn du dir nicht sicher bist, dann optimiere lieber nochmal. Noch besser, du tauschst dich mit anderen darüber aus. Zeige es zum Beispiel Personen, die etwas Ahnung davon haben. Lass dir von ihnen auch Anregungen und Feedbacks geben. Wiederhole diese Schritte so lange, bist du der Ansicht bis, dass es dich und andere überzeugt.
Erst dann ist dein Outfit wirklich authentisch und für den ersten Einsatz bereit. Aber bitte beachte bei all den Tipps einen ganz wichtigen Punkt: DU musst dich in deinem Outfit wohlfühlen! Ist das nicht der Fall, dann nützten dir die ganzen Tipps nichts. Wir wünschen dir jedenfalls viel Freude und Erfolg dabei!