Der heutige Blogeintrag richtet sich insbesondere an autstische Personen oder all jene, die einen engen Bezug zu einem oder mehreren solchen Mensch(en) haben.
Ein Autistisches Burnout ist wesentlich schwieriger zu entdecken, da solche Personen psychische Probleme nicht in derselben Weise zeigen, wie Neurotypische. Auch unterscheidet es sich aus demselben Grund ein wenig von den üblich bekannten Symptomen, die bei Burnout hervorkommen. Heute möchte ich euch ein bisschen über meine dabei gewonnenen Erkenntnisse aufklären.
Das sind die Symptome
- Fehlende Motivation, Lustlosigkeit und andauernd verspürte Langweile; Es werden Tätigkeiten begonnen und diese dann nach wenigen Minuten wieder abgebrochen, da die Lust zum Weitermachen wegbleibt. Die Kraft, um weiter zu machen, fehlt und liegt man ruhig, so passiert es sogar, dass man einfach einschläft.
- Überforderung im ganz alltäglichen Leben; Selbst die simpelsten sozialen Interaktionen bedürfen immens viel Kraft – mehr, als sonst. Ganz unabhängig davon, ob es sich dabei um Fremde, Freunde oder sogar Familie handelt.
- Meltdowns und Overloads häufen sich ohne ersichtlichen Grund; Da die aufzubringende Kraft beinahe stets erschöpft ist, erkennt man den Grund oft selbst nicht, wenn man dann häufiger oft an Overloads & Meltdowns leidet. Reizüberflutungen können weniger lange ausgehalten werden, dahingehende körperliche Symptome zeigen sich schneller, als üblich. (Tinitus, Kopfschmerzen, schnellere Atmung usw.) Hinzu kommt, dass die Meltdowns vielleicht sogar heftiger, als sonst ausfallen.
- Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst; Entweder geht man sich selbst einfach „nur“ auf die Nerven, oder dieses Problem geht so weit, dass man nicht mehr richtig dazu in der Lage ist, sich wie sonst üblich regelmäßig zu waschen und pflegen.
- Sprachverlust oder selektiver Mutismus; Hier ist wichtig, zu unterscheiden, ob selektiver Mutismus nicht auch ohne das Autistische Burnout vorliegen würde!
- Ständiger Erschöpfungszustand
- Krankheiten häufen sich sowie auch körperliche Beschwerden; Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, … Ein Arzt würde vermutlich feststellen, dass sie psychosomatischer Natur sind, es also keine zugrundeliegende körperliche Krankheit gibt.
- Gedächtnisverlust/Amnesie
- Spiegeln funktioniert nicht mehr richtig; Die autistische Person fällt hier trotz gut eingelernter sozialer Interaktion schnell als andersartig auf und reagiert unter Umständen empfindlicher auf missverstandene Interaktion(en). Betrifft insbesondere die Mädchen! (Jungs neigen nicht so stark dazu, das Gegenüber zu spiegeln.)
- Vereinzelt hohe Leistungsfähigkeit
- Unlust, dem Spezialinteresse nachzugehen
Hinzu kommen typische Symptome, wie etwa nicht aus dem Bett zu kommen oder allgemeinhin gereizter zu wirken. Da Autisten kein Selbstverständnis in diesen Belangen haben, da auch hierfür kognitive Empathie nötig wäre, bemerken sie dies von selbst nicht.
Mein Tipp: Wenn ihr denkt, dass ihr an einem Autistischen Burnout leidet, dann wendet euch an eine Vertrauensperson, welche die Sache ernst nimmt und euch mit Sicherheit sagen kann, ob ihr gereizter wirkt/seid.
Das können die Ursachen sein
- (Große) Lebensveränderungen; gute sowie auch schlechte
- (Erhöhter) Stress, allgemein zu viel zu tun oder ausgeprägte Ängste
- Über lange Etappen aufgezwungene Normalität nach neurotypischen Standards
- Gewalt, Misshandlung, Missbrauch, … (Unter Umständen mündet sogar eine PTBS bei Autisten in ein Burnout)
- Über lange Etappen ertragene Reizüberflutung in hohem Maße (z.B. durch Arbeit in einer Disco)
- Andere medizinische Hintergründe (chronische Schmerzen z.B.)
- Älter werden; der Körper benötigt noch mehr Kraft, um sich von Reizüberflutungen zu erholen und schafft dies aufgrund des gewohnten Lebensstandards nicht
- Schlafmangel
- Schlechte Ernährung
- Emotionale Ausbeutung durch einseitige Freundschaften
Das hilft dagegen
Bei Autisten ist es natürlich schwieriger, als bei den üblichen Burnout-Patienten, einen geeigneten Heilungsweg zu finden. Vor allem, da man von Person zu Person unterschiedliche Herausforderungen haben wird. Während Person A nicht mit spontanen Änderungen umgehen kann und Angst vor einer nicht-alltäglichen Umgebung hat (& daher nicht einfach einen Urlaub für die Seele machen kann), ist es Person B aufgrund der hohen Reizüberflutung einfach unmöglich, eine Massage über sich ergehen zu lassen, da eine Hochsensibilität gegen Berührungen vorliegt.
Was also hilft gegen ein Autistisches Burnout?
- Freizeit, Urlaub, Krankenstand
- Geeignete Arbeitsverhältnisse (Pause kann gemacht werden, wann immer nötig)
- Stimming
- Meditation
- Ausgleichssport
- Striktes und vor allem durchhaltendes Planen des eigenen Tages. Benötigt ihr zwei Tage im Vorhinein Infos über Rahmenbedingungen von Unternehmungen, macht absolut keine Ausnahmen. Denkt an eure Gesundheit und euer psychisches Wohl!
- Gleiches gilt für Routinen. Versucht euch welche anzueignen, die nicht von anderen Personen abhängig sind!
- Hört ihr gerne Musik, so greift auf eure liebsten Stücke zurück. Verwendet hierbei, wenn möglich, Kopfhörer, um die Umgebungsgeräusche auszublenden. Jeder zusätzliche und nicht nötige Reiz ist bestenfalls zu vermeiden.
- Auch Einsamkeit kann helfen, da ihr euch dadurch nicht an eine andere Person anpassen müsst.
- Kreative Tätigkeiten sowie auch die eigenen Spezialinteressen. Selbst, wenn ihr keine Lust darauf habt, so lasst euch eine Möglichkeit offen, diesen jederzeit nachgehen zu können.
- Auf sich selbst achten.
Im schlimmsten Fall ist es empfehlenswert, sich psychologische Hilfe zu suchen. Wendet euch an einen Psychiater, dem Autismus ein Begriff ist und der dies vor allem nicht als „Krankheit“ betiteln würde und erklärt ihm, wieso ihr denkt, an einem Autistischen Burnout zu leiden.