Kann man ein Beziehungsende voraussehen? In den ersten sechs Monaten einer Partnerschaft tragen wir eine dicke, kitschige rosarote Brille. Wir sehen unser Gegenstück als fehlerlos, ja schon fast perfekt an und drücken alle Augen zu, wenn er oder sie Eigenschaften zu zeigen beginnt, wegen denen man sonst eigentlich die Nase rümpft.
Und irgendwann ist dann der Alltag eingekehrt. Man lebt miteinander in den Tag hinein und beginnt allmählich zu realisieren, dass man doch gar nicht so glücklich ist.
Oder noch viel schlimmer: Man dachte, der Partner wäre ebenso glücklich wie man selbst und plötzlich beendet er die Beziehung!
Heute möchte ich mich mit dem Thema auseinandersetzen, ob man das drohende Beziehungsende eigentlich voraussehen könnte und inwieweit dann noch Rettung möglich ist.
Ist alles zu spät, wenn man sich getrennt hat?
Viele auseinandergebrochenen Paare trösten sich mit dem Gedanken, dass man noch immer den oder die Ex zurück gewinnen kann. Selbstverständlich, auch dann ist es noch möglich, zu zeigen, dass man durchaus dazu in der Lage ist, sich zu ändern. Vorausgesetzt, der Trennungsgrund ist überhaupt etwas, das man ändern kann.
Hat man sich zum Beispiel wegen der Schwiegermutter getrennt und weil die immerzu ihre Finger im Spiel hat und sich überall einmischt, müssen beide Parteien der Beziehung zusammenhalten und willens sein, dem Einhalt zu gebieten. War ein Fehltritt der Trennungsgrund, so ist das Vertrauen meist irreparabel gebrochen. Dann besteht oft keine Möglichkeit mehr, noch einmal zueinanderzufinden.
Ist es möglich, eine Ende vorauszusehen?
Es gibt so einige Faktoren, die darauf schließen lassen, wie es um die gemeinsame Beziehung steht. Schauen wir uns einmal die wichtigsten an.
1. Keine Zweisamkeit mehr
Der wichtigste Grundstein für eine gesunde und glückliche Beziehung ist die traute Zweisamkeit. Und nein, damit meine ich gar nicht die quantitative Zeit, die man miteinander verbringt. Sondern die Qualität, die man dabei dann erlebt. Ein Beispiel: Ich kann zwölf Stunden lang mit meinem Partner durch das TV-Programm zappen oder eine Stunde lang mit ihm über Gott und die Welt diskutieren und fühle mich ihm durch letzteres viel stärker verbunden.
Wenn man ein vielbeschäftigtes Pärchen ist und beide durch ihr Berufsleben viel um die Ohren haben, muss das nicht automatisch ein Anzeichen für ein drohendes Beziehungsende sein. Die Gefahr liegt hier eher darin, dass man sich füreinander absolut keine Zeit mehr nimmt, dass man die gemeinsame Zeit eher als selbstverständlich, anstelle als Möglichkeit ansieht, etwas daraus zu machen.
2. Nörgeleien und Streitereien
Verschiedene Ansichten sind Basis für Streitereien. Das war leider schon immer so und das wird sich auch nicht so schnell wieder ändern. Kaum ein Pärchen wird sich in der Paartherapie unzufrieden darüber äußern, dass man gemeinsame Hobbies und Interessen hat. Auf der anderen Seite ziehen sich Gegensätze natürlich an, aber irgendwo werden sie dann zum Problem. Und zwar dann, wenn sich der andere so dermaßen daran stört, dass nur noch genörgelt wird. Ein Streit entbricht, Worte werden ausgesprochen, die man wenig später bereut und so schwindet auch immer mehr das Vertrauen zueinander, da man einander irgendwo nur noch verletzt.
3. Es fühlt sich unrichtig an
Was noch vor Monaten wie der perfekte Partner gewirkt hat, sorgt nun immer mehr für Bauchgrummeln. Der Kleidungsstil, die Ausdrucksweise oder gar ein bestimmter Charakterzug werden plötzlich zum Problem. Womöglich beginnt man sich sogar für den anderen zu genieren, weil er einfach nicht mehr „ins Bild passt“. Dass dies Alarmstufe rot darstellt, muss ich natürlich nicht weiter ausführen.
4. Übergeneralisierung
Übergeneralisierendes Verhalten ist furchtbar. Und es ist der Tod einer jeden Beziehung. Stellt euch vor, ihr habt mit eurem Partner vereinbart, dass er die Wäsche aufhängen soll. Er hat es nicht getan – aus welchem Grund auch immer. Anstatt euch darüber zu beschweren (was vollkommen legitim ist!), dass er dies nicht wie vereinbart erledigt hat, beginnt ihr pauschalisierte und generalisierende Aussagen zu machen. Er sei immer unzuverlässig. Er denke nie mit. Er interessiere sich nicht für den Haushalt.
Diese Anschuldigungen sind oft der Treibstoff für gravierende, ausufernde Streitereien. Man bemüht sich in der Diskussion plötzlich nicht mehr darum, eine Lösung für das Problem zu finden, sondern beschuldigt nur noch. Das Ziel rückt aus dem Fokus. Plötzlich ist nicht mehr die Wäsche, die noch nicht aufgehangen ist, das Problem, sondern der Charakter des Partners.
5. Eine Veränderung steht ins Haus
Ein sehr ungewöhnlicher Fall, der aber durchaus auch eintreten kann, ist eine anstehende Veränderung. Vielleicht richtet sich der Partner beruflich neu aus und die Ziele, die er nun anstrebt, passen nicht mehr mit den eigenen überein. Manchmal muss man einfach entscheiden, was die höchste Priorität hat. Und nur ungern spielt man hier die zweite Geige.
Es ist wichtig, miteinander zu sprechen
Hat man das Gefühl, dass man sich auseinanderlebt und man gar nicht mehr genug Zeit füreinander hat, sollte man unbedingt darüber mit dem Partner sprechen! Es nützt nichts, dann nur zu schmollen und dadurch dann dafür zu sorgen, dass sich die Wut nur noch mehr anstaut. Man ist enttäuscht, genervt und geht schließlich irgendwann nicht mehr respektvoll miteinander um. So etwas übersteht keine Beziehung.