Was ist eigentlich eine Blutphobie? (& warum haben Blutphobiker Angst vor Impfung?)

Blutphobie

Eine wichtige Info vorneweg: Ich bin Blutphobiker. Und ich hatte bei meinen bisherigen zwei Impfterminen solche Angst vor der Spritze, dass jedes Mal mein Partner als emotionale Unterstützung mitkommen musste. An dieser Stelle noch einmal ein Wort des Dankes an die superlieben und verständnisvollen Mitarbeiter vom Roten Kreuz!

Ich bin interessanter Weise in jüngster Vergangenheit sehr oft auf diese Thematik angesprochen worden, und in der Regel immer aus zwei Gründen: Entweder brauchte jemand Tipps, um mit eigener Blutphobie impfen gehen zu können, oder derjenige wollte einfach wissen, wie es sich so mit Blutphobie lebt.

Gerade durch Covid-19 und die damit verbundenen Impfungen stellen sich immer wieder Menschen die Frage, was sie tun können, wenn sie Angst vor der Impfung haben. Dabei handelt es sich selbsterklärend um Betroffene, und denen will ich heute einige Tipps geben.

Aber auch Personen, die selbst so jemanden kennen, möchten einfach besser verstehen können, wie sich das anfühlt und was da eigentlich so im Körper vor sich geht. Auch denjenigen möchte ich mit diesem Artikel Hilfe bieten.

Was ist Blutphobie und warum ist sie so schlimm?

Du weißt ja vielleicht schon, was mal grundsätzlich eine Phobie ist. Sollte das nicht der Fall sein, dann erstmal hierzu ein Exkurs:

Eine Phobie ist eine eigentlich schon krankhafte Angst, da sie in ihrer Ausgeprägtheit oft unnötig heftig ist. Daher wird sie auch als eine Art von Angststörungen angesehen. Phobiker haben vor bestimmten Dingen Angst. Gründe gibt es dafür nicht zwangsläufig, aber die Furcht tritt heftig auf und wird von extremen körperlichen Symptomen begleitet. Bei manchen Phobien sind sie schlimmer, bei manchen nicht so stark.

Die Blutphobie zählt zu einer der schlimmsten Phobien, da kaum eine andere so heftige Symptome mit sich bringt. So haben Betroffene nicht nur ein starkes Gefühl der Panik, sondern auch regelmäßig mit ausgereiften Panikattacken und sogar Ohnmachtsanfällen zu kämpfen.

Aber die genauen Reaktionen variieren sehr stark. Nicht nur von einer Person zur nächsten, sondern auch von einer Situation zur anderen!

Häufige Fragen, die mir zu meiner Blutphobie gestellt werden


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Fällst du immer in Ohnmacht?

Nein. Ich bin in meinem ganzen bisherigen Leben erst einmal wirklich bewusstlos wegen meiner Blutphobie geworden. Aber ich habe schon etliche Panikattacken deshalb gehabt.

Wenn ich nur eine kurze Blutung bei mir selbst sehe, die sofort „zumacht“, dann legt sich die Panik auch schnell wieder. Letztens hatte ich zum Beispiel aber einen solchen Fall, bei dem ich mir in den Daumen geschnitten habe und das nicht sofort zu bluten aufgehört hat. Endete in einer echt hässlichen Panikattacke, bei der ich mich sogar übergeben musste.

Bezüglich der Heftigkeit einer Blutphobie-Reaktion kommt es also auch erstmal gar nicht drauf an, wie großflächig die Verletzung ausfällt. Es geht dabei oft einfach um die Blutmenge.

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Wie ist das bei deiner Periode?

Eine durchaus berechtigte Frage in dem Zusammenhang!

Die durchschnittliche Person mit Uterus weiß ja im Grunde, wann in etwa sie ihre Tage bekommen wird. Daher ist sie auch mehr oder weniger darauf gefasst. Der Blutverlust bzw. das Blut zu sehen geht dann zwar nicht völlig ohne Spuren an mir vorbei, aber es ist nicht so heftig als wenn ich mir jetzt ungewollt in den Finger schneide. Eh klar.

Willst du mehr über die Periode an sich erfahren? Dann hier entlang!
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Was hat Blutphobie mit Impfen zu tun?

Blutphobiker haben in der Regel auch ziemliche Angst vor allem, das zu einer Verletzung führen kann. Es ist daher auch äußerst unwahrscheinlich, dass so jemand freiwillig selbstverletzendes Verhalten aufweist.

Wenn du selbst also ein Kind hast, das eine Blutphobie hat, bedenke: SVV ist nicht das einzige Alarmsignal im Teenageralter!

Damit einher werden natürlich auch Termine beim Zahnarzt sowie Impfungen mit sehr viel Nervosität empfangen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine eigenständige Spritzenphobie gibt! Das ist nämlich wieder eine eigene Phobie.
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Ist das bei fremdem Blut auch so schlimm wie bei eigenem?

Ja und nein. Wenn ich auf Twitter ohne Vorwarnung (und sorry, aber dazu reicht einfach kein „CN Blood“, wenn mir zuvor noch das Foto ins Gesicht klatscht) ein Bild einer Verletzung sehe, wird die Person sofort entfolgt, weil ich auf den Bildschirm kotzen könnte.

Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass (jedenfalls bei mir!) die Symptome unterschiedlich sind, wenn es um mein eigenes oder fremdes Blut geht. Ist es mein eigenes Blut, kommt nämlich auch gleich Todesangst durch eine Panikattacke dazu, sofern die Blutung nicht sofort stoppt. Ist es fremdes Blut wird mir hauptsächlich schlecht. Je länger ich es dann sehe, umso höher halt auch das Risiko, dass ich mich übergeben muss.

Übrigens reicht auch schon das bildhafte Vorstellen von Verletzungen und Blut, dass mir schwummrig und schlecht wird.

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Warum fallen Blutphobiker manchmal in Ohnmacht?

Das ist der sogenannte Totstellreflex, den Säugetiere in Extremsituationen einfach haben. Das macht die Blutphobie auch so gefährlich. Der Körper reagiert nämlich darauf, indem er sämtliche Prozesse so weit runterfährt, dass es bis zur Ohnmacht kommt.

Gerade deshalb verläuft bei mir auch eine Panikattacke immer so heftig. Ich will nicht ohnmächtig werden, habe schreckliche Angst davor und kämpfe zeitgleich gegen die restlichen Symptome wie Todesangst und Kreislaufprobleme an. Das ist ein sehr schwieriger und anstrengender Prozess, durch den ich dann den restlichen Tag oder zumindest die nächsten Stunden zu nichts mehr zu gebrauchen bin.

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Welche Symptome bei Blutphobie?

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Beklemmungsgefühl
  • Nervensystem reagiert über
  • Blutdruck fällt rasant ab
  • mögliche Ohnmacht
  • Panikattacke;
    • Schwäche, Benommenheit
    • Kreislaufprobleme
    • Todesangst

Übelkeit und Erbrechen können auch unabhängig von der Panikattacke auftreten. Die genauen Symptome sind eben bei jedem Menschen anders.

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Ein Tipp, den ich von meinem früheren Hausarzt mal bekommen habe: Beine anspannen! Das sorgt dafür, dass die Durchblutung schnell wiederhergestellt wird und kann auch dann noch helfen, wenn dir schon schwindlig ist. Sind die Symptome allerdings schon fortgeschritten und beginnt der Kreislauf schon Probleme zu zeigen, sollten die Beine hochgelegt werden und das Gehirn durch gezielte Atmungsübungen mit viel Sauerstoff versorgt werden.

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Was tun bei Blutphobie?

Kommt es zu einer Reaktion, dann ist es zunächst einmal sehr wichtig, sich hinzusetzen und das Schlimmste auszuharren.

Hör auf deinen Körper! Musst du dich übergeben, dann schau irgendwie, dass du schleunigst auf die Toilette kommst und ansonsten atme tief und fest durch, um gegen die Panikattacke anzukommen.

Da der Körper durch die einzelnen Prozesse sowieso ein Eigenleben beim Eintreten der Panikattacke entwickelt, kannst du nur mehr das Schlimmste abfedern. Dadurch wirst du aber mit großer Wahrscheinlichkeit wenigstens einen Ohnmachtsanfall verhindern.

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Wie kannst du Blutphobiker sein, wenn du so tollpatschig bist?

Tja… ich tu mir zwar dauernd weh und blute daher auch bestimmt einmal die Woche irgendwo (keine Übertreibung), aber das kommt vermutlich einer Konfrontationstherapie gleich. Womöglich falle ich auch deshalb nicht wirklich in Ohnmacht, obwohl ich im Fall der Fälle dann durchaus heftige Reaktionen zeige.

Mit anderen Worten: Ich halte es daher durchaus für möglich, dass da ein direkter Zusammenhang besteht. Aber das solltest du jetzt auf keinen Fall als Aufforderung verstehen, dir jetzt dauernd wehzutun, um die Phobie in den Griff zu bekommen!

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Macht sich deine Familie drüber lustig?

Tragischer Weise erhalte ich diese Frage am häufigsten von anderen Blutphobikern, deren Familie sie offenbar nicht wirklich ernst nimmt in der Sache.

Drüber lustig macht sich bei mir niemand, auch wenn mich einer meiner Brüder früher mehr oder weniger dafür belächelt hat, bis er dann selbst Zeuge einer Panikattacke deswegen geworden ist. :“) Davon ab hab ich aber das Glück, eine sehr einfühlsame und offene Familie zu haben, grade auch was psychische Themen angeht.

Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich keine Tipps dahingehend habe, wenn das bei dir nicht der Fall sein sollte. :(

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Ist es wirklich reine Gedankensache?

Uff, da draußen lauern so viele Hobbypsychologen, die dir regelmäßig aufzutischen versuchen, dass du dich „nur genug bewegen musst, um keine Depression mehr zu haben“ und dass du „Blutangst nur deshalb hast, weil du übersensibel bist“ und ich kann gar nicht genug mit den Augen über solche Aussagen rollen.

Lass dich nicht verunsichern. Blutphobie hat absolut nichts damit zu tun, dass du grundsätzlich übersensibel bist. Phobien werden schließlich nicht umsonst als Angststörung bezeichnet, die lassen sich zwar nicht immer erklären, aber sie sind da und du kannst dir das mit Coping-Methoden oftmals abtrainieren, aber wenn der Körper so heftig reagiert wie etwa bei Blutangst, dann kannst du nunmal nicht viel machen.

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Kann man Blutphobie überwinden?

Ich hab es trotz ziemlicher Tollpatschigkeit nicht geschafft, meine Blutphobie völlig zu überwinden und halte es zwar nicht für unmöglich, aber eben abhängig davon, wie heftig dein Körper auf die Situation reagiert. Vor allem, da es nicht nur bei mir abhängig davon ist, wie schlimm die Verletzung ist, wie viel sie blutet und ob es dein eigenes oder fremdes Blut ist, kannst du das eben nur schwer einschätzen.

Sicherlich, es lässt sich eben gewissermaßen durch verschiedene Methoden unter Kontrolle bringen, aber „geheilt“ wirst du von der Phobie trotzdem niemals werden.

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Was machst du bei einer Geburt?

Spoiler Alert: Genau das ist schon immer einer der Gründe gewesen, warum ich keine Kinder will. Mittlerweile steht für mich auch völlig ohne Grund fest, dass ich keine Kinder will, aber so direkt mit Gedanken an eine Geburt steht einfach die immense Panik im Raum, dass ich bei der Entbindung ohnmächtig werde und das Kind dadurch in großer Gefahr schwebt.

Keine Ahnung, wie Mamas mit Blutphobie das machen, ich will es aber auch niemals am eigenen Leib erfahren müssen!

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Angst vor Impfung – was kann man tun?

Hat man Angst vor der Impfung, sollte man am besten zuerst erruieren, woher die kommt und dann damit eben arbeiten. Das kann nämlich verschiedene Ursachen haben.

  • Hast du Angst vor der ungewissen Situation, wie das alles ablaufen wird, weil du (wie ich, haha) Sozialphobie hast? Frage Freunde und Bekannte, wie es abgelaufen ist und google, ob du womöglich Bilder von der jeweiligen Impfstation findest! Lass dich außerdem von jemandem begleiten, der dir ein emotionaler Anker sein kann.
  • Hast du Angst vor möglichen Nebenwirkungen? Bevor du die Impfung erhältst, kannst du noch einmal mit dem dich impfenden Arzt sprechen! Auch im Vorfeld kannst du dich ausreichend informieren, aber lass dich nicht vom Internet verrückt machen, sondern sprich am besten wirklich mit dem Arzt deines Vertrauens! Auch dein Hausarzt kann dich übrigens impfen, du musst also nicht in eine Impfstation!
Mir persönlich hat übrigens der Gedanke geholfen, dass in der Impfstation jede Menge Ärzte und Sanitäter zugegen sind! Dort wartet man nach der Impfung sowieso noch ein paar Minuten und wenn sofort Nebenwirkungen auftreten sollten, ist man wortwörtlich von medizinischem Personal umgeben.

Macht dir der Gedanke also Angst, dann solltest du in dem Fall spontane Impfbusse meiden und stattdessen in eine feste Impfstation oder zu deinem Hausarzt gehen.

  • Machst du dir Sorgen wegen einer möglichen allergischen Reaktion? Gerade dann sind eben die Impfstation oder dein Hausarzt gefragt, denn allergische Reaktionen treten unmittelbar nach der Impfung und damit nur wenige Minuten später auf.
  • Hast du Angst vor der Spritze? Mit etwas Glück gelangst du an einen Arzt, der so gut impfen kann, dass du die Nadel nicht einmal spürst! Es hilft dabei außerdem, wenn der Arzt deine Muskeln zusammenzwickt, um nicht einfach in den flachen Arm zu impfen. Sprich ihn einfach vor der Impfung drauf an, dass du Angst vor der Nadel hast und er das bitte tun soll!
  • Machen dir die vielen im Web kursierenden Falschinformationen Angst? Das ist völlig verständlich. Mit der Coronaimpfung ist es aber nicht anders wie mit jeder anderen Impfung, etwa wegen der Grippe oder der Pocken. Es kann zu Nebenwirkungen kommen, muss es aber nicht, da jeder Mensch individuell darauf reagiert. Außerdem werden Impfstoffe erst nach ausreichender Überprüfung auf den Markt gebracht, Pandemie hin oder her.
  • Hast du Angst vor einem speziellen Impfstoff, weil du viel Schlechtes darüber gehört hast? Auch das ist völlig verständlich, aber bedenke eben, dass da der individuelle Faktor wirklich sehr groß ist! Sprich auch im Falle dieser Angst mit deinem Arzt, denn der kann dir sagen, welcher Impfstoff für dich am besten geeignet ist!
Mehr Informationen zum Thema findest du auf impfenschuetzt.at.

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