Das ist mal wieder so ein Moment, in dem ein Tweet nicht dazu ausreichen würde, meine Gedanken in Worte zu fassen. Daher wird das nun anstelle eines Threads auf Twitter ein Blogeintrag. Ist auch mal wieder ne schöne Abwechslung.
Worum geht’s? Der Titel verrät es ja schon; ich hab keine Lust mehr darauf, Weltschmerz zu empfinden.
Nennt meine nachfolgenden Worte nun arrogant oder verdrängend, aber seid euch gewiss, dass beides nicht der Fall ist. Es geht mir dabei mehr um Selfcare. Denn, wenn mein großer Vorsatz für dieses Jahr nunmal ist, glücklich(er) zu sein, dann kann ich mich nonstop, 24/7 mit allem Schrecklichen auseinandersetzen, was in der Welt passiert.
Und so vieles davon liegt einfach nicht in meiner Macht.
Klar kann ich etwas dazu beitragen, den Klimawandel etwas abzuschwächen. So wie damals, als ich auf einen komplett plastikfreien Einkauf umgestiegen bin, mich über Zero Waste informiert habe und dann ständig Unbehagen verspürt habe, weil meine Mitmenschen ihre Finger ablecken, damit auf Tomaten und Salate tupfen, die grünen Blätter vom Boden einfach aufgehoben und zurück in den Korb geworfen werden und dann noch so ein Regelprodukt um die Ecke kommt, das aus nichts anderem als Plastik besteht. (Und nebenher als große Innovation verkauft wird.)
Oder diese schwarzen Bälle aus Plastik, die irgendwo ins Meer gekippt worden sind, um das Wasser zu kühlen. Während sich unsereins den Arsch dafür aufreißt, Plastik zu vermeiden. Klar, kann ich das tun, um den naiven Glauben zu verspüren, etwas dagegen zu unternehmen. Während schon zig Leute damit beschäftigt sind, irgendwas in die Welt zu ballern, das meine Bemühungen komplett umsonst dastehen lässt. Dafür kauft man doch gern Obst und Gemüse, das Leute komplett respektlos herumschubsen, oder Seife und festes Shampoo, das nach Brennnesseln riecht, die man nichtmal ausstehen kann. (Ja, das war Sarkasmus.)
Und was soll es bitte den im Iran sterbenden und verprügelten Frauen bringen, dass ich mir vor laufender Kamera die Haare abschneide? Außer, dass ich mich für diese Solidarität beklatschen und feiern lasse. Das ist doch nur ein Boost für das eigene fragile Ego, nichts weiter. Da gebe ich lieber dem Kupfermuckenverkäufer in unserem Supermarkt weiterhin die 2 €, schenke einer alten Dame hin und wieder Mal 50 Cent für einen Einkaufswagen und betreibe andere Zivilcourage, denn damit kann ich ganz unmittelbar etwas Gutes bewirken und helfe auch Menschen. Und dafür muss ich mich nicht damit auseinandersetzen, was in unserer Welt gerade wieder Schreckliches passiert.
Denn Fakt ist: Die Welt war schon immer scheiße. Es hat sich nur nie so schnell verbreitet, wie mittlerweile durch das Internet.
Ich hab keine Lust mehr darauf, mich auf Twitter als Moralapostel hervorzutun, dadurch nur extreme Meinungsmacher als meine Follower anzulocken und mich dann plötzlich wieder in Diskussionen darüber wiederzufinden, warum es biologisch inkorrekt wäre, dass Arielle nicht dunkelhäutig sein kann, weil irgendwas mit Melanin und Wasser, und sie solle doch bitte lieber bunt sein. Like, what the fuck, dude?!
Dass ich mich davon abmelde, mich 24/7 mit solchen Themen auseinanderzusetzen bedeutet selbstredend nicht, dass ich keine Meinung zu den Dingen habe, die ich nicht kundtun werde. Aber ich habe schlichtweg keine Lust mehr, wie manche meiner Mutuals zu agieren, und wirklich nonstop, über Stunden hinweg, alle möglichen grässlichen Dinge zu kommentieren, zu retweeten, mich damit auseinanderzusetzen – nur, um mich dann zu wundern, warum meine Depression so heftig einschlägt und einfach nicht mehr weggeht.
Wundert euch also nicht, wenn ich in euren Augen verblendet oder verdrängend wirken mag, weil ich mich in naher Zukunft zu vielen Dingen nicht mehr äußern werde. In Zeiten wie diesen braucht es einfach ein paar Leute, die sich auf das Positive konzentrieren – denn das können sie wenigstens unmittelbar beeinflussen.