Let’s Talk about Blood, Baby. Schluss mit dem Menstruations-Tabu!

Menstruation

Fast 2.300 Tage lang blutet der durchschnittliche Mensch mit Uterus. Das sind mehr als sechs Jahre. Zum Vergleich: Der Mensch verbringt nur das Vierfache seines Lebens damit, zu schlafen. Ich bringe das ganz gern als Beispiel, auch wenn beides quasi gleichzeitig abläuft, weil es einfach so ein absurd langer Zeitraum ist.

Und wusstest du, dass in dieser rund 200 Liter Blut zusammenkommen?

Die einen bluten heftiger, die anderen nicht so. Das ist bei jedem durch einen Uterus ausgestatteten Menschen anders. Hauptsache, die Regelmäßigkeit stimmt. Wenn du das liest und du menstruierst: Solange es „so gut wie“ immer ist, passt alles! Es ist auch normal, dass man üblicherweise heftig blutet, das dann aber abnimmt. Aber zu „Vielblutern“ hab ich nachher noch ein paar wichtige Infos, also dranbleiben.

Die Periode verlangt der Frau viel ab

Bis zu zehn Tage, bevor’s losgeht, verändern sich die Hormone einer Frau. Sprüche, wie „bekommst du deine Tage“ sind zwar lustig gemeint, haben aber tatsächlich einen wahren Kern. Denn schon zu dem Zeitpunkt kann sich so einiges einstellen. Von den Stimmungsschwankungen, weil die Hormone meinen, sie müssen nun Breakdance üben, bis hin zu ersten Unterleibsschmerzen. Man kennt dieses Phänomen auch als PMS bzw. prämenstruelles Syndrom.

Dann setzt die Regelblutung ein, die dauert zwischen 7 bis 10 Tagen, kann bei Vielblutern aber auch bis zu 14 Tage andauern.

Und im Anschluss hört zwar die Blutung auf, aber Frauen, die durch ihre Blutung nun ein Ungleichgewicht an Eisen im Körper haben, sind nach der Periode übellaunig und sogar depressiv.

Die gute Nachricht: Gegen die „Phase danach“ kann man was tun, auch dazu komm ich gleich noch. Aber wenn man Pech hat, kämpft man von 30 Tagen im Monat rund 20 Tage mit seinen Perioden-Symptomen, ohne wirklich was dagegen tun zu können.

Da stellt sich halt für viele Menschen natürlich die Frage: Ist die Pille (oder ein Hormonpräparat nach Wahl) nicht doch eine Alternative? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich selbst finds eher semigeil, meinen Körper jahrelang mit Hormonen vollzustopfen, denn die Nebenwirkungen, die häufig mit solchen Präparaten verbunden sind, sind ja auch nicht ohne.

Während der Periode wird nicht nur geblutet

Der Menstruationszyklus hat einen Menschen mit Uterus stark im Griff.

  • Da der Unterleib mit krampfartigen Kontraktionen das nicht benötigte Blut loszuwerden versucht, kommt es zu schmerzhaften Krämpfen.
  • Diese Kontraktionen sorgen aber auch dafür, dass der Körper plötzlich der Meinung ist, „da unten braucht es Platz“. Es kommt zu Durchfall und Übelkeit mit Erbrechen.
  • Manchmal ist die Übelkeit aber auch einfach nur ein sporadischer Begleiter im Alltag, sodass sie ohne Vorwarnung für ein paar Minuten auftaucht und wieder verschwindet.
  • Das sorgt wiederum dafür, dass man gar keinen Appetit hat.
  • Aber das ist natürlich trügerisch. Denn die Energielosigkeit und Müdigkeit, die durch den Blutverlust entstehen, versucht der Körper dadurch zu stillen, dass er nach Energie schreit. Dadurch kommt es zu Fressattacken und Heißhunger nach salzigen und stark zuckerhaltigen Snacks.
  • Ähnlich wie bei einer starken Erkältung kommt es zu Glieder- und Rückenschmerzen, die ganz unerträglich sein können. Aber hier kann ein Spaziergang Wunder wirken!
  • Was dagegen von vielen vermieden werden sollte, sind Bewegungen, die auf den Unterleib gehen. Etwas Schweres hochzuheben zum Beispiel. Das kann die Schmerzen und Krämpfe verstärken.
  • Unangenehm fühlen sich außerdem die Brüste an. Hier kommt es manchmal zu einem Ziehen, dann wieder zu einem Zwicken oder zu einem allgemeinen Spannungsgefühl. Denn auch die sind natürlich von den Hormonveränderungen beeinflusst.
  • Wer viel blutet, hat zusätzlich mit Kreislaufproblemen und Schwächemomenten zu kämpfen, außerdem gerät hier auch die Psyche durcheinander, sodass es bis zur Depression kommt. Dazu aber unten mehr in der Frage über Vielbluter.
  • Durch die hormonell entstehenden Stimmungsschwankungen kommt es zu einer hohen Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, die innerhalb weniger Stunden umschlagen können und sogar Schlafstörungen. Das fördert dann natürlich auch noch den Umstand, dass es nicht gut um das Gemüt bestellt ist.

Und ja: Bei manchen Frauen sind diese Symptome so schlimm, dass sie zu tageweiser Arbeitsunfähigkeit führen können.

Häufige Fragen rund um die Menstruation

Was kann ich verwenden, wenn ich meine Tage habe?

Neben den Klassikern, nämlich Binden und Tampons, gibt es mittlerweile eine Reihe an Produkten, die du ausprobieren kannst, um deine persönliche Komfortzone zu erreichen. Ich darf mit ein paar Affiliate-Links aushelfen: Periodenunterwäsche, Menstruationstasse, Periodenschwamm und manche Damen, mit denen ich gesprochen habe, setzen in der Zeit sogar auf Inkontinenzhöschen.

Wenn du Binden verwendest und Probleme hast, dass Blut auf deiner Bettwäsche landet, kannst du mal versuchen, zwei Panties/Unterhosen anzuziehen, das hält sie enger an deinen Unterkörper!

Ich bin ein Vielbluter, was muss ich dazu wissen?

Zunächst einmal; dass manche Menschen mit Uterus stärker bluten, ist völlig normal. Abhängig von deinem gesundheitlichen Gesamtzustand musst du aber gewisse Vorkehrungen treffen.

Unterm Strich läuft alles auf den Eisengehalt in deinem Blut hinaus. Zusätzlich zu den üblichen Stimmungsschwankungen, die durch den veränderten Hormonhaushalt entstehen, kann sich nämlich eine Depression währenddessen und danach einstellen. Die, zusammen mit einem Down-Gefühl, Kreislaufbeschwerden, Schwächemomenten (bis hin zum Schwarz vor Augen werden) und überdurchschnittlicher Müdigkeit gehen nämlich alles aufs Konto des Eisenmangels.

Zu wenig Eisen im Körper sorgt für eine Eisenmangelanämie, das ist die häufigste Form der Blutarmut. Natürlich macht sich das dann während deiner Periode bemerkbar!

Du musst also während und abseits deiner Regel bewusst auf deine Ernährung achten, um genau sowas zu vermeiden.

Darf ich während meiner Tage Sex haben?

Klar! Aber ich würde unbedingt eine Unterlage empfehlen. Oder gleich ein Ortswechsel aus dem Bett raus, zum Beispiel unter die Dusche? Natürlich kommt es dabei auf die Blutmenge an, die du verlierst. Vorsicht ist bei der Heftigkeit vom Sex geboten. Denn der Muttermund öffnet sich leicht, weil er während dem Eisprung und der Periode weiter als üblich geöffnet ist. Das kann je nach Körperbau dazu führen, dass du Schmerzen hast. Außerdem musst du deshalb natürlich auch während der Periode verhüten! Und ja, Kondome können natürlich auch während der Menstruation verwendet werden.

Ich (oder mein Partner) will keinen Sex während der Periode, was kann ich sonst noch tun?

Nicht alle finden’s prickelnd, miteinander Sex zu haben, wenn Blut im Spiel ist. Andere entdecken gerade dadurch einen Fetisch (aber bitte nicht extra verletzen dafür!). Alles cool, solange sich beide Partien wohlfühlen. Wenn einer von euch beiden das eher nicht mag und die Hormone trotzdem für sexuelles Begehren sorgen, wäre vielleicht auch noch Selbstbefriedigung eine Lösung.

Meine Freundin/Frau/mein transsexueller Partner ist während der Regel total zickig. Was kann ich tun?

Verständnis haben. Du musst verstehen, dass dieser Mensch, den du so liebst, nun in der Regel (pun intended) oft keine Kontrolle über seine Gefühle hat. Manchmal merkt derjenige seine schlechte Laune nicht einmal. Am besten macht ihr euch ein Safeword aus oder sprecht euch ab, dass ihr sehr direkt zueinander sein könnt. Bei mir und meinem Partner hilft es zum Beispiel, wenn er mich direkt anspricht, dass ich zickig bin, weils ihm grad zu viel wird. Zwar stellt das meine Launen nicht ab, aber ich weiß dann, dass ich mich etwas zurücknehmen muss und besser weniger rede, als ihn wegen allem anzumeckern. Und bis dieses, wohlgemerkt sehr hoch angesetzte, Ende der Toleranz erreicht ist, geht bei ihm alles links rein, rechts raus.

Aber natürlich gilt: Sprich mit deinem Partner, wie er/sie die Menstruation erlebt! Denn der Zyklus ist bei jedem Menschen anders. Und dadurch auch bei jedem anders schlimm.

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