Psychosomatischer Schmerz – Wie Körper und Geist interagieren

Schmerz-und-Psyche

Wenn du wegen andauernder Kopfschmerzen zum Arzt geht, ist die Chance exponentiell höher, dass dieser, ab einem gewissen Alter, sofort einen MRT o.ä. anfertigen lässt, um Bedrohungen wie einen Gehirntumor ausschließen zu können. Danach werden vielleicht Lifestyle-Faktoren wie Ess-und Sportgewohnheiten hinterfragt und es wird potentiell nach Verspannungen im Nackenbereich geschaut.

All das passiert bevor überhaupt die Frage gestellt wird: „Wie geht es Ihnen eigentlich? Also, so wirklich?“

Psychosomatik zusammengefasst

Die Psyche geht in der schulmedizinischen Diagnostik noch immer etwas unter und durch ein System, welches auf der Unterteilung in verschiedene Fachrichtungen basiert, wird es schwer ganzheitlich zu therapieren, was oft für die Bekämpfung psychosomatischer Schmerzen notwendig ist. Doch was genau bedeutet „psychosomatisch“ eigentlich?

Psychosomatisch bedeutet prinzipiell, dass die Beschwerden eines Patienten, sich nicht vollständig, oder auch gar nicht, auf körperliche Ursachen zurückführen lassen. Natürlich heißt dies nicht, dass die Beschwerden nicht echt sind. Insbesondere Schmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen psychosomatischer Erkrankungen und können oftmals sogar mehrere Teile des Körpers oder Organe betreffen. Falls diese über einen Zeitraum von sechs Monaten oder länger anhalten, spricht man von chronischen Schmerzen.

Hauptauslöser für eine derartige Symptomatik, ist der gute alte Stress, natürlich aber auch psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout, Angststörungen, etc.

Oftmals kommt es auch zu einer Kombination mehrere Faktoren. Dies ist natürlich extrem belastend für Betroffene, welche oftmals das Gefühl haben, als Ganzes nicht mehr richtig zu funktionieren. Wenn beispielsweise durch die Depression der Antrieb fehlt, starke Müdigkeit verspürt wird und dann auch noch Schmerzen auftreten, fällt es schwer auch nur kurz das Haus zu verlassen.

Die Ursprüngeder Psychosomatik

Im klassischen Sinne, geht diese Art der Diagnostik zurück bis um 1900, als Sigmund Freud seine ursprüngliche Version der Psychoanalytik veröffentlichte und anwendete. Diese besagte, dass psychische Erkrankungen sowie die daraus resultierenden körperlichen Symptome (er verfasste einen Liste, von Krankheiten, welche er als psychosomatisch erachtete), eine Folge ungelöster Traumata der Kindheit seien. Heutzutage wird oft kein gutes Haar mehr an Freuds etwas verstaubter Theorie gelassen, doch er legte damit die Grundbausteine für Modelle der Psychotherapie, die heute weitläufig angewandt werden.

Was tun bei psychosomatischen Beschwerden?

Solltest du dich nun identifizieren können mit den hier beschriebenen Symptomen, dann verzweifle nicht, denn Psychosomatik ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum Augenmerk moderner Medizin geworden und der Trend scheint nicht zu stoppen. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, doch zuerst steht der Besuch beim Hausarzt an.

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Diesem solltest du deine Beschwerden möglichst genau schildern und vielleicht auch den Verdacht äußern, dass diese möglicherweise in Zusammenhang mit verspürten psychischen Symptomen stehen. Dies heißt jedoch nicht, dass jeglicher Schmerz auf psychische Ursachen zurückgeht.

Laut Ockhams Rasiermesser ist die einfachste Lösung im Zweifelsfall die richtige; das heißt, dass wenn beispielsweise bereits deine Mutter an Migräne leidet oder du vor Kurzem ein Sportverletzung erlitten hast, diese Faktoren natürlich zuerst berücksichtigt werden müssen.

Somatoforme Schmerzstörung

Eine spezielle Form des psychosomatischen Schmerzes, stellt die sogenannte „Anhaltende Somatoforme Schmerzstörung“ (ASS) dar. Bei dieser treten chronische Schmerzen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten auf, ohne körperliche Indizien, und oftmals kommen als Begleiterscheinung Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, Unruhe, etc. hinzu. In der Regel entsteht die ASS zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Das schwieriger dieser Erkrankung, ist der oftmals komplizierte Verlauf, da mit der Zeit die Schmerz-und Stressschwelle sinkt, was zur Folge hat, dass die betroffenen Körperregionen tatsächlich verkrampfen können, was den Schmerz nochmals amplifiziert. Insgesamt ist auch davon auszugehen, dass die Betroffenen weniger gut mit Schmerz sowie Stress umgehen können, als die allgemeine Bevölkerung. Der jetzige Erkenntnisstand lässt darauf schließen, dass Erkrankte ihren psychischen Schmerz körperlich verspüren und verarbeiten.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Zentrum der Gefühle im Gehirn in der selben Region angelegt ist, wie das Zentrum für Schmerz. Es ist höchstwahrscheinlich, dass eine jahrelange mentale Belastung zu Grunde liegt, sprich, es ist unwahrscheinlich, dass kurzweiliger Stress eine ASS hervorruft. Bestätigt werden all diese Annahmen durch die Tatsache, dass Schmerzmittel bei Betroffenen oft wirkungslos sind, wohingegen Anti-Depressiva oftmals einen positiven Effekt hervorrufen.

Behandlung psychosomatischer Erkrankungen

Egal ob nun die Diagnose ASS gestellt wird oder nicht, wenn du dich in Behandlung für Schmerzen geben solltest, nachdem diese auf psychische Ursachen zurückzuführen sind, fällt die Behandlung immer ähnlich aus. Primär muss es darum gehen, die zugrundeliegenden psychischen Konflikte möglichst aufzulösen, indem zum Beispiel die Kindheit, derzeitige oder vergangene Beziehungen oder auch die finanzielle Situation beleuchtet werden.

Falls das Leiden bereits seit vielen Jahren besteht, kann es vorkommen, dass neuronale Adaption stattfand, welche die völlige Beseitigung der Schmerzen erschwert. Jedoch kann auch in solch seltenen Fällen die Lebensqualität massiv gesteigert werden. Es lohnt sich auch daran zu arbeiten, die ablehnende Haltung gegenüber den Schmerzen anzupassen.

Dies alleine kann einen enormen Einfluss auf das Bestreiten des Alltags trotz Schmerz haben. Sich bereitwillig nicht einschränken lassen, aber auch adequate Momente der Ruhe und Gelassenheit einplanen, ist dabei das A und O.

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