Damit der Heilungsprozess von Burnout überhaupt angetreten werden kann, muss erst einmal das Bewusstsein darüber vorherrschen, dass man diesen Sammelzustand an psychischen Erkrankungen erreicht hat.
Wenn man dann als am Burnout erkrankte Personen damit beginnt, diesen Zustand allmählich auszukurieren, hat man einen langen und zum Teil auch harten Weg vor sich.
Der Heilungsprozess von Burnout verläuft nicht geradlinig, es gibt also gute und schlechte Tage.
Ein Dazwischen gibt es nicht.
Hinzu kommt, dass sich Experten darüber uneinig sind, wie lange der Genesungsprozess überhaupt dauern kann. Die Tendenz geht hier allerdings in die Richtung, dass man davon ausgehen kann, dass eine Genesungszeit von mindestens der doppelten Zeit benötigt wird, die man dazu gebraucht hat, um erst in das Burnout hineinzurutschen.
Warum dieser Zeitrahmen so enorm groß ist
Jeder kennt diese Situation, in der man etwas tun sollte, auf das man absolut keine Lust hat. Der ganze Körper beginnt sich zu widerstreben und hin und wieder kann es sogar soweit gehen, dass man körperliche Beschwerden dadurch erleidet.
Es kostet uns unverhältnismäßig viel Energie.
Anstatt den Geschirrspüler auszuräumen würde man lieber dreimal alle Böden in der Wohnung putzen oder womöglich auch einfach fünf Waschgänge falten, als sich der Buchhaltung zu widmen.
Nun muss man sich eine solche Situation vorstellen, wenn man an Burnout leidet. Im Prinzip kann bereits das reichen, um aus einem bislang neutral verlaufenden Tag eine totale Katastrophe zu machen.
Jeder Tag, an dem ein Betroffener einen solchen Rückschlag erleidet, ist wie ein neuer teuflischer Kreislauf, aus dem erst einmal ausgebrochen werden muss.
Die Energiereserven an solchen Tagen sind besonders knapp, die Nerven besonders strapaziert und im Ernstfall kann es sogar sein, dass die nächsten paar nachfolgenden Tage auch nicht gerade berauschend werden.
Das kommt einfach daher, dass die bis dahin angesammelten Energiereserven vollkommen aufgebraucht sind und durch diese strapazieren die Situation gar keine Gelegenheit entstanden ist, sie erneut aufzufüllen.
Man kann sich das ungefähr so vorstellen wie mit einem sündhaft teuren Sportwagen, der es einem erlaubt, 300 PS auf der Autobahn dahinzurasen. Einmal aufs Gas gestiegen und der Tank ist leer.
Der schmale Grat zwischen Organisation und Selbstzerstörung
Im Prinzip ist es eine Farce. Wer sich im Heilungsprozess von Burnout befindet, kann von einem strukturierten Tagesablauf profitieren. Gleichzeitig kann es aber ganz schön problematisch sein, wenn man seinen Tag vollkommen durchgetaktet hat und dann absolut kein Puffer für unvorhergesehene Situationen besteht.
Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass hier die Rede vom Heilungsprozess bei Burnout ist. Zu genesen bedeutet nicht, dass man dadurch sofort wieder automatisch belastbar ist.
Planbar sind die Tage insoweit, dass man beispielsweise Aufgaben, die einem nicht liegen, als einzigen Tagesordnungspunkt festhält.
Wir müssen lernen, uns Unterbewusstsein auszutricksen
Es läuft alles auf den inneren Schweinehund hinaus.
Der einfachste Weg, um nun das eigene Unterbewusstsein auszutricksen, ist genau das Gegenteil von dem zu tun, was es verlangt.
Schreit euch also euer eigener Kopf mit Quietschstimme an, dass ihr euch ganz schnell beeilen müsst, da ihr sonst mit den für heute geplanten Aufgaben nicht fertig werdet, macht ihr erst recht einen Spaziergang, um euren Kopf zu pausieren.
Erstens, weil frische Luft nie falsch ist und zweitens, weil ihr spätestens nach fünf Minuten merken werdet, dass der ganze Stress völlig umsonst war und ihr sowieso alle Zeit der Welt zu habt, um das nachher noch zu erledigen.
Das ist eine Methode. Es gibt aber natürlich noch andere.
Wie zuvor erwähnt kann man z. B. dementsprechend vorausplanen und dann genügend Pufferzeiten mit in die Tagesplanung nehmen.
Das kann so weit gehen, dass man immer einen Backup-Plan parat hat, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren.
Praktischer wäre es natürlich, wenn man unvorhergesehene Dinge gar nicht erst zulässt.
Eingehende E-Mails werden z. B. erst am nächsten Tag erledigt oder man delegiert sie an eine Assistenz. Das genannte Beispiel müsst ihr natürlich entsprechend auf eure Situation ummünzen.
Nicht aus den Augen verlieren, was wichtig ist
Wer Burnout hat, darf nicht aus den Augen verlieren, dass das eigene Wohlergehen am wichtigsten ist. Situationen, in denen ein Zusammenbruch oder ein akuter Rückschlag drohen, sind ganz besonders wichtig. Denn gerade, wenn die ganze Welt einzubrechen scheint, neigt man dazu, allen möglichen Müll in sich hinein zu stopfen, sich von diesem Stress auffressen zu lassen oder generell von allem anderen abzusehen, das einem in dieser Situation gut tun würde.
Das Problem ist, dass man oft zu kurzsichtig denkt, wenn man sich solchem Stress wieder hingibt.
Stress bedeutet, dass Energiereserven doppelt so schnell verbraucht sind, als sie überhaupt gesammelt werden konnten. Das wiederum führt dazu, dass man keinen Fortschritt machen kann und wieder bei null anfangen muss. Irgendwann wird das zu einem Problem werden, da man durch den andauernden Rückschritt die Motivation verliert. Man findet sich in dem Teufelskreis wieder, indem man in seiner Genesungsleiter zurückfällt und plötzlich wieder eine Burnoutstufe höher erreicht. Das alles sind Dinge, die man als Betroffener natürlich nicht will.