Stadt, Land, Vorurteil – 8 Gründe, warum beide gut sind wie sie sind

Stadt-Land-Vorurteil

„Wie hältst du das bloß aus? Ich könnte nie aufs Land ziehen!“, sagt meine Freundin, wie jedes Mal, wenn sie mich besucht. Dabei wohne ich in einem 4.500-Seelen-Ort und das ist kein Vergleich zu dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Dort waren wir nur um die 100 Einwohner. Je nach Kindern auch mal mehr.

Das erste Mal in einer richtigen Stadt war für mich wie ein Paradies – aber fest dort leben? Für mich kein Thema. Meiner Freundin geht es umgekehrt genauso. Nie würde sie auf die Vorzüge einer Großstadt verzichten, keine Natur der Welt könnte sie davon abbringen.

Stadt und Land – beides hat seine Vor- und Nachteile.

Und genau die schauen wir uns heute genauer an und räumen (hoffentlich!) mit einigen Vorurteilen auf!

1. „Städter leben doch von Haus aus ungesund!“

Abgase, strenge Gerüche und Lärm – in der Stadt ganz normal.

In Metropolen wie Peking oder Buenos Aires sieht man oft vor lauter Smog den Himmel nicht. Kein Wunder, dass bei uns Menschen immer mehr Atemwegserkrankungen auftauchen und lärmbedingte Stressstörungen an der Tagesordnung sind.

Wer auf dem Land lebt, hat es da schon leichter: Seen, Berge, Wälder oder das Meer – Landleben bedeutet, dass man entweder ist in kürzester Zeit im Grünen ist oder sogar das Glück hat, in mitten von schönster Natur zu wohnen. „Leben, wo andere Urlaub machen und Erholung suchen“ quasi.

Aber: Auch in der Stadt findet sich Natur. Es gibt Parks, Urban Gardening ist immer mehr im Kommen; Bäume werden gepflanzt und Anlagen begrünt. Freibäder entstehen und in Städten wie Düsseldorf, durch die ein Fluss fließt, gibt es kaum etwas Schöneres, als sich an einem lauen Sommerabend am Ufer in der Wiese niederzulassen.

2. „Wir müssen los, der Bus geht in einer Stunde!“

Der wohl größte Vorteil der Stadt gegenüber dem Landleben ist die meist hervorragende Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Bahn, Bus, Straßenbahn – und das regelmäßig. Heißt: Alle paar Minuten.

Nur wer mit dem Auto unterwegs ist, hat oft ein Problem: Parkplätze sind rar.

Davon jedenfalls gibt es auf dem Land genug.

Was die „Öffis“ betrifft, kann man auf dem Land dagegen lange warten. Bahnhöfe gibt es nur in größeren Orten und viele Dörfer haben überhaupt keine Nahverkehrsanbindung.

Ein Auto ist unverzichtbar.

Doch wer in einem Dorf aufwächst, gewöhnt sich daran, dass der nächste Bus erst in einer Stunde geht. Im Zweifel muss nach dem nächsten Dorffest eben ein Taxi bestellt werden (von denen es in der Stadt allerdings die größere Auswahl gibt).

Diese Art von Entschleunigung findet man in größeren Orten selten; wo es schon ein kleiner Weltuntergang ist, wenn die nächste U-Bahn Sonntagnacht erst in acht Minuten einfährt.

Immerhin haben wir es heute wesentlich besser als noch vor 50 Jahren. Mein Papa erzählt mir zum Beispiel immer wieder gerne, wie er zwei Stunden mit dem Schlitten zur Schule fuhr, weil im Dorf niemand ein Auto hatte und der Schnee ohnehin zu tief war.

3. „Auf dem Land sind doch alle rückständig!“

Jein. Es kommt wie immer darauf an, wo man ist und wen man fragt.

Manche Dörfer sehen jahrzehntelang keine Fremden, ebenso wie mancher Dorfbewohner nie aus seinem Ort herauskommt und vielleicht ein wenig seltsam wirkt.

Andere Länder, andere Sitten? Kennt man nur aus der Zeitung. Oder vielleicht von den anderen Leuten beim sonntäglichen Kirchgang.

Das klingt sehr nach Klischee, kommt aber durchaus vor. Wer anders ist, hat es nicht immer leicht – egal, ob man nur „zugezogen“ ist oder eine andere religiöse oder sexuelle Einstellung hat.

Das Traurige: Die Dorfleute kennen keine Gnade. Selbst, wenn man man nur andere Musik hört oder sich etwas auffälliger kleidet und sich so auf der Straße zeigt – man wird mit Sicherheit zum Dorfgerede Nummer Eins.

Dennoch ist das alles heute besser als früher.

Meist ist die Zivilisation außerhalb der Städte schon längst angekommen; Telefon- und Glasfaserleitungen vorhanden, Autobahnausfahrten angebunden und die Leute sind wesentlich offener eingestellt.

In meinem Dorf nutzt jedenfalls ein Großteil der jungen Leute Instagram – Pokémon Go! übrigens auch. ;-)

4. „Bei euch auf dem Land ist nichts los!“

Als Städter denkt man sich das oft, oder? Bei all der Auswahl an Freizeit- und Weggehmöglichkeiten, ist das verständlich.

Doch von „nichts los“ kann auf dem Dorf keine Rede sein! Volksfeste, Schützenfeste, Gartenfeste.

Beach- oder Schaumpartys. Sonnwendfeiern, Leonhardiritte und andere Traditionsveranstaltungen – es vergeht kaum eine Woche, in der keine Veranstaltung stattfindet.

Und nicht nur das – auch kulturelle Events wie Vernissagen oder Sportveranstaltungen gehören zum Landleben dazu.

5. „Ich hab kein Netz…“

Hand hoch, Landkinder! Das kennt ihr, oder? Je nach Mobilfunkanbieter ist das Netz entweder gut oder hundsmiserabel. Und je weiter entfernt von der Zivilisation, desto schlechter das Netz. Von Wifi gar nicht zu sprechen.

In meinem Lieblingsbiergarten beispielsweise ist das immer wieder ein Ärgernis. Wenn einer nicht zur vereinbarten Zeit auftaucht, fragen wir anderen uns, was passiert ist – telefonieren können wir nämlich nicht, weil kein Handynetz gut genug ist…

Andererseits: Wie weiter oben schon erwähnt, werden auch auf dem Land immer mehr Telefon- und Internetleitungen gebaut und selbst in den Bergen gibt es Mobilfunknetz.

6. „Also mir wäre es in der Stadt viel zu laut.“

Auto- und Straßenbahnlärm 24/7, eine Baustelle nach der anderen, Dauergehupe im Feierabendverkehr, Touristengruppen – wer auf dem Land lebt, für den sind diese Geräuschquellen der blanke Horror.

Städtern dagegen fällt es oft schwer, sich an typische Landgeräusche zu gewöhnen:  die Kirchenglocken, die jede Viertelstunde läuten, das muntere Krähen eines Gockels am Morgen oder der Traktor des Bauern nebenan.

Manche Geräusche mögen angenehmer sein als andere (ich würde den Gockel einer Autobahn jedenfalls immer vorziehen), aber wenn wir ehrlich sind, ist es doch egal, wo man lebt: Man gewöhnt sich an die Geräuschkulisse, wenn man ein bisschen Offenheit und Entgegenkommen zeigt.

Wie seht ihr das?

7. „In der Stadt findest du immer Arbeit – und besser bezahlt wirst du auch!“

Habt ihr schon einmal von dem Begriff „Landflucht“ gehört? Es bedeutet, dass immer mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen, um dort zu arbeiten. Sie fliehen vom Land in die Stadt.

Aber findet man in der Stadt wirklich leichter Arbeit? Ja. Denn natürlich haben sich dort wesentlich mehr Firmen angesiedelt und auch kleinen Firmen und Selbstständigen wird es relativ leicht gemacht, einen Laden zu eröffnen.

Der Bedarf an Mitarbeitern ist gegeben und die Auswahl an Stellenangeboten so wesentlich höher.

Inzwischen entstehen aber auch in größeren Gemeinden Gewerbegebiete und mit ihnen Arbeitsplätze. Das Land wird auch für Firmen immer attraktiver, besonders, weil der Raum in einer Stadt begrenzt ist – im Gegensatz zum Land.

Dennoch ist aber zumindest der Lohn außerhalb der Stadt immer noch niedriger. Da die Lebenshaltungskosten meist höher sind als auf dem Land, verdienen Angestellte dort auch mehr.

8. „Außerhalb der Stadt gibt es nur das Nötigste!“

Fancy Klamottenläden. Nerdshops. Beautysalons. Okay, hier gewinnt die Stadt haushoch gegenüber dem Landleben.

Und dann all die Versuchungen: Der Dekoladen gegenüber, den dem gerade Sale ist, die Lieblingsbar im Erdgeschoss; das nächste Kino nur 10 Minuten weg. In einer Stadt gibt es unzählige Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen. Das kostet jedoch Geld und so muss man sich als Stadtmensch hin und wieder zusammenreißen und nicht erneut Take Away Food bestellen – zum vierten Mal in der Woche.

Bei uns im Ort gibt es kein Kino und auch keine Bar. Von einem Club oder Cafés mit Frühstücksangeboten ganz zu schweigen. Im Umkreis von 15 km finden sich immerhin zwei Pizzaservices, aber wenn ich Lust auf Sushi habe, muss ich dafür eine Stunde in die nächste Stadt fahren.

Auch mit der Versorgung durch Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken haben Städter es leichter. Denn ganz nach Murphys Law braucht man natürlich genau dann einen Arzt, wenn es 21 Uhr an einem Feiertag ist und niemand geöffnet hat.

Selbst der wöchentliche Einkauf im Supermarkt ist auf dem Land nicht immer so leicht: Die Öffnungszeiten im Dorf sind wesentlich kürzer als in den Großstädten und so kriegt man nach 20 Uhr nichts mehr – außer an der Tankstelle.

Sonntags entspannt shoppen? In Bayern und Österreich ist das – mit Ausnahme der ein, zwei verkaufsoffenen Sonntage im Jahr – schlicht nicht möglich.

Andererseits hat das für die Angestellten im Einzelhandel einen enormen Vorteil, weil sie angenehmere Arbeitszeiten haben als ihre Kollegen in der Stadt.

Ihr merkt schon, hier gibt es keinen eindeutigen Gewinner. Wie eingangs schon erwähnt:  Egal, ob auf dem Land oder in der Stadt – beides hat seine Vor- und Nachteile.

Wie steht’s mit euch? Stadt oder Land, wo lebt ihr und wohnt ihr gerne da?

Fallen euch noch weitere Vorurteile ein, mit denen dringend einmal aufgeräumt werden muss?

Weiter durch den Blog lesen:

Feel Good & Positive Nachrichten

Efeu profitiert vom Klimawandel

Quelle: ORF

weiterlesen
Feel Good & Positive Nachrichten

Nintendo bietet kostenlosen Reparaturservice für Erdbebenopfer an

Quelle: Sumikai

weiterlesen